Eine wichtige Säule unserer Gesellschaft ist eine kritische Berichterstattung. Nicht umsonst bezeichnet man die Medien als vierte Gewalt im Staat.
Neben Exekutive, Legislative und Judikatur, wird die unabhängige Presse und Rundfunk als vierte Gewalt bezeichnet. Die Aufgabe ist eine unabhängige – also unbeeinflusste Berichterstattung.
In diesem Sinne ist die vierte Gewalt ein Kontrollorgan, das den Mächtigen auf die Finger sehen soll und das Volk und damit die Bürger informiert halten soll. Natürlich sind Medien nie frei von äußeren Einflüssen. Medien finanzieren sich selten über den Verkauf von Inhalten, sondern meist über Inserate und Presseförderungen.
Die digitale Transformation hat nun auch großen Einfluss auf die Medien. Die Inserateneinnahmen der traditionellen Medien sind seit Jahren stark rückläufig – und durch das Sinken der Auflagen von Printmedien sinken auch die Einnahmen über den Verkauf der Inhalte.
Die Medien haben es nicht geschafft, neue Geschäftsmodelle zur Monetarisierung ihrer Inhalte zu entwickeln. Daher fehlt Geld zur Bezahlung von (Qualitäts-)journalismus.
Facebook und Google haben zu großen Teilen die Werbeeinnahmen übernommen. Beide Unternehmen produzieren aber keine Inhalte. Sie monetarisieren nur die Inhalte anderer. Facebook und YouTube haben es aber jedermann ermöglicht – ohne Investitionen selbst Inhalte zu produzieren und damit auch eine große Reichweite zu erzielen.
Parteien versuchen nun diese Medien zu benutzen um Propaganda zu verbreiten. Also eigene gefärbte/manipulierte Inhalte über die sozialen Medien zu verbreiten um auf uns Wähler Einfluss zu nehmen. Ein klassisches Beispiel dafür waren die SPÖ und ÖVP nahen Diffamierungsseiten im letzten Wahlkampf (Affäre Silberstein).
Populistische Parteien gehen dabei oft noch einen Schritt weiter und verbreiten nicht nur Propaganda (Fake News), sondern diffamieren gleichzeitig auch die Medien als “Lügenpresse”. Diese Entwicklung ist in vielen Ländern – z.b. auch stark unter Donald Trump in den USA zu beobachten, aber leider auch in Österreich.
Ein ganz besonderes Exemplar eines solchen Angriffs auf die Medien fand heute durch den Vizekanzler Heinz Christian Strache statt. Stracke diffamierte den ORF und ZIB2 Anchor Armin Wolf in einem Facebook Posting und bezichtigte ORF und Wolf der Lüge. Er hatte ein im Sujet des ORF gehaltenes Plakat, dass Wolf zeigt, und den Text “ES GIBT EINEN ORT, AN DEM LÜGEN ZU NACHRICHTEN WERDEN – Das ist der ORF” mit dem Wort “Satire!” versehen und an seine Follower gepostet.
Armin Wolf und Generaldirektor Wrabetz haben klargestellt, dass sie wegen dieses Postings klagen werden.
Man kann zu Herrn Wolfs Interviewstil stehen wie man will. Kritischer Journalismus ist extrem wichtig für unsere Demokratie. Er ermöglicht erst die Auseinandersetzung der Bürger mit aktuellen Themen und Vorkommnissen. Wir Bürger müssen darauf achten, dass es auch in Zukunft freien und kritischen Journalismus gibt und dass diese ohne Diffamierung oder Einschüchterung ihrer Arbeit nachgehen können.
Zusätzlich wäre es wichtig, dass Qualitätsmedien wieder mehr Geld zur Verfügung steht, um Journalismus zu bezahlen. Die Digital Society wird sich für dieses Thema einsetzen.
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Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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Es gibt also sehr wohl schon Ansätze, mit Artikeln Geld zu verdienen. Wenn auch noch in bescheidenem Umfang.
Hallo Georgie,
Ja, das ist das Problem. Die Einnahmen aus diesen Modellen sind sehr bescheiden – und die jüngere Generation hat generell fast aufgehört Zeitung zu lesen.
LG Werner