Ziel dieses Workshops war es die Zukunftsentwicklung in Österreich zum Thema digitaler Konsum sowie digitaler Handel und Dienstleistungen aufzuarbeiten. In einem Impulsvortrag fasste Präsident Werner Illsinger aktuelle Statistiken zum Thema zusammen.
Nach dem Einführungsvortrag wurden von allen Teilnehmern drei Bereiche bearbeitet:
Stakeholder / Betroffene
Im ersten Schritt wurden die Stakeholder im Bereich des online Konsums sowie digitalen Handels und Dienstleistungen identifiziert. Betroffen sind vor allem Kund*innen, die Anbieter (von Produkten oder Dienstleistungen) sowie deren Mitarbeitende. Bei Produkten natürlich auch die Herstellenden und deren Mitarbeitende. Da online Systeme auch IT benötigen wurden auch IT Infrastrukturanbieter, Hoster sowie Infrastruktur Anbieter als Stakeholder identifiziert. Auch die Gesellschaft ist natürlich betroffen (Gesundheit, Steuer/Zölle) und die Legislative ist gefordert optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Rundherum gibt es ein breites Feld weiterer Stakeholder.
Chancen und Risken
Im nächsten Schritt wurden für die Haupt-Stakeholder Chancen und Riksen identifiziert. Die Chancen sind grün dargestellt, die Risken in rot/orange.
Gesellschaft / Staat
Im Bereich der Gesellschaft des Staates wurden die neuen Arbeitsmodelle sowie mögliche Ressourcenschonung als mögliche Chancen identifiziert. Die Belastung der Umwelt durch zunehmende Verpackungen, wegfallende Steuereinnahmen, zunehmende Arbeitslosigkeit soie die Abhängigkeit von Lieferketten.
Abnehmer
Für Abnehmer (Kundinnen und Kunden) ergibt sich im bereich der Risiken die Gefahr der Monopolisierung (wenige große Anbieter) die Problematik eines übergroßen Angebotes und daher die Schwierigkeit der Auswahl – und fehlende Attribute bei der Suche nach Produkten sowie der Datenschutz (und die vollständige Transparenz gegenüber den großen online Handelsplattformen). Es ergeben sich aber auch viele Vorteile wie eine große Auswahl, die sehr kurzfristige Verfügbarkeit, Ortsunabhängigkeit, bessere Planbarkeit sowie keine zeitlichen Grenzen (ständige Öffnung). Die hier genannten Risiken könnten durchaus Chancen für neue Anbieter sein.
Logistik
Im Bereich der Logistik ergeben sich Chancen durch Automatisierung (z.B. vollautomatische Lager) sowie auch Abholstationen statt Hauszustellung, sowie in Zukunft auch selbstfahrende Autos. Dies impliziert natürlich auch den Wegfall von vielen weniger qualifizierten Arbeitskräften in Zukunft.
Anbieter (Handel / Dienstleistungen)
Im Bereich der Anbieter ergeben sich folgende Risiken: Anbieter brauchen viel Know How im Bereich des Aufbaus von Online Systemen wie auch im bereich des digitalen Marketings und Vertriebs. Das erfordert auch hohe Investitionen. Ein großes Problem ist die Sichtbarkeit der Angebote. Hier ergibt sich auch eine Abhängikeit von den großen Plattformen. Auch gibt es einen hohen Innvoationsdruck, weil die eigenen Plattformen immer aktuell gehalten und neuen Kundenanforderungen gerecht werden müssen. Die Konkurrenz ist unter den Anbietern sehr hoch und durch die hohe Transparenz des Preises herrscht hoher Druck auf die Anbieter.
Die Chancen sind ein größerer Markt (global), neue Geschäftsmodelle die früher nicht möglich waren, die erschließung neuer Kundengruppen, raschere Reaktion auf den Markt, die kombination von online und offline sowie natürlich die Chance den Kunden besser kennen zu lernen und punktgenaue Angebote an die Interessenten zu bringen (Datennutzung).
Hersteller
Im Bereich der Hersteller ergeben sich die Chancen des Direktvertriebs und der Ausschaltung des Zwischenhandel und damit auch die Erschließung eines größeren Marktes. Durch die Automatisierung ist die Produktion auch nicht mehr so abhängig von niedrigen Lohnkosten, daher kommen auch Produktionsstätten nach Europa zurück. Das Risiko ist auch hier der viel größere Innovationsdruck und die Notwendigkeit rascher zu reagieren.
Handlungsfelder
Als letzter Schritt wurde diskutiert welche Handlungsfelder es für die unterschiedlichen Stakeholder gibt:
Gesellschaft (Staat)
Im Bereich des Staates wurden folgende Handlungsfelder identifiziert: Die Teilnehmenden des Workshops attestierten, dass es zu wenig Awareness für die Entwicklungen in diesem Bereich von der Gesellschaft gibt und dass dem Staat der Plan fehlt (oder er zumindest nicht bekannt ist). Im Bereich Bildung wurde eine mangelnde Bildungspolitik und die weiterqualifizierung von Arbeitskräften identifiziert. In diesem Zusammenhang wurden auch notwendige Qualifizierungen und Zertifizierungen genannt. Kritisierung wurde die Verfilzung in Österreich und die Notwendigkeit von Wirtschaftskammerausbildungen über die Incite um an Fragwürdige Zertifizierungen in diesem Bereich zu gelangen. Notwendig ist hier auch der Bürokratieabbau auf allen Ebenen. Arbeitsrechtliche Bedingungen müssen an die neuen gegebenheiten angepasst werden (nein, das Homeoffice Gesetz reicht nicht). Wichtig ist auch Investitionen und Risikokapital zu fördern. In diesem Zusammenhang wurde auch das Aufzeigen von vorhandenen Angeboten genannt. Die Sichtbarkeit von Angeboten könnte durch einen echten österreichischen Marktplatz (Produktsuchmaschine) erhöhnt werden. (Das Kaufhaus Österreich hat eindrucksvoll gezeigt, dass die handelnden Akteure hier nicht das notwendige Know How haben).
Abnehmer (Konsumentinnen und Konsumenten)
Um für Abnehmer die Möglichkeit des lokalen Konsums zu stärken wäre ein österreichischer Marktplatz in dem lokale Angebote gefunden werden können wichtig. Auch das Stärken von Reparaturangeboten (statt Neukauf) würde lokale Anbiter stärken.
Logistiker
Logistiker werden nur durch möglichst vollständige Automation überleben können.
Anbieter (Handel / Dienstleistungen)
Anbieter werden nur überleben können, wenn Sie sich vollständig auf die Customer Experience fokussieren. Nur wer die Erwartungshaltungen der Kundinnen und Kunden besser befriedigt als der Mitbewerb wird überleben. Die eigenen Stärken müssen gefunden und ausgebaut werden. Berührungsängste vor neuen Entwicklungen und Technologien müssen abgebaut und überwunden werden.
Wichtig für Anbiter wäre es auch sich zusammenzuschließen und nicht als Einzelkämpfer Lösungen zu finden. Neue Fähigkeiten müssen erworben werden, und neue (digitale) Marketing und Vertriebsstrategien aufgebaut werden. Die etablierung von regionalen Marken kann hier helfen.
Ebenso kann eine Fokussierung auf die eigene Belegschaft dabei helfen dass diese als Botschafter für das eigene Unternehmen einen Unterschied zu Marktbegleitern machen. Besseres Service kommt oft von motivierten Mitarbeitenden die vom eigenen Unternehmen überzeugt sind.
Hersteller
Bei den Herstellern bietet sich an, dass die Produkte lokal und mit ausgezeichneter Qualität angeboten werden. Ebenso ist kann das Angebot von Recycling oder Reparatur im Sinne der Nachhaltigkeit ein Unterscheidungsmerkmal am Markt sein. Im Sinne der Kosteneffizienz muss der Automatisierungsgrad der Produktion erhöhnt werden (Industrie 4.0 / Robotik) um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die violett markierten Themen wurden identifiziert in denen die Digital Society auch aktiv einen Beitrag leisten könnte.
Nächste Schritte
In unserem nächsten Digitalk am 20. Oktober diskutieren wir diese Themen mit Expertinnen und Experten aus den betroffenen Bereichen.
Im DigiTalk am 24.11. diskutieren wir die Themen für die Gesellschaft mit Politikerinnen und Politikern.
Über uns
Die Digital Society ist ein gemeinnütziger Verein. Wir unterstützen Menschen und Unternehmen dabei, die digitale Transformation positiv zu gestalten und zu nutzen. Als Interessensvertretung agieren wir im Sinne der Gesellschaft, frei von Einzelinteressen. Regelmäßige Beiträge stellen unsere Unabhängigkeit sicher.
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Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.