Der Online-Handel wurde durch Corona befeuert. Die Österreichischen Online Umsätze sind laut einer Studie des Handelsverbandes mit der KMU Austria um +20% auf 9,6 Milliarden Euro gestiegen. Online Handel macht daher noch immer einen relativ kleinen Teil (ca. 13%) an den Gesamtumsätzen aus, ist jedoch stark steigend.

Stationärer Handel

Im Jahr 2020 ist laut einer Studie Des Handelsverbandes Corona-Krisenbedingt der Jahresumsatz um rund 2,2 Mrd. auf 74,5 Mrd EURO eingebrochen. Das Weihnachtsgeschäft ist um rund 10% geschrumpft. Laut einer Studie von Standort + Markt ist die Zahl der leer stehenden Geschäftslokale in Wien in den letzten 15 Jahren um 20% auf rund 1.000 Geschäftslokale gestiegen. Es zeichnet sich hier also klar ab, dass der stationäre Handel rückläufig ist. Die Corona-Krise hat diesen Trend noch beschleunigt. Es ist also nicht nur subjektive Beobachtung, dass sogar große Geschäfte während der Corona Krise ihre Pforten geschlossen haben, und wenn man durch österreichische Städte spaziert, sind auch in guten Lagen mehr leerstehende Geschäfte zu beobachten.

Online Handel

Es gibt also einen eindeutig belegbaren Trend vom stationären zum Online Handel durch die digitale Transformation. Die größte Problematik für den österreichischen Handel ist jedoch, dass nicht die rund 14.500 österreichischen Webshops profitieren von dem starken Wachstum nur begrenzt, weil 55% des Online Umsatzes ins Ausland geht. Diese Quote ist seit dem Vorjahr ebenfalls leicht (um 1%) gestiegen. Die österreichischen Online Händler konnten also den Trend hier nicht umkehren.

Branchen

Die größte Warengruppe ist Bekleidung mit Rund 2 Milliarden, Elektrogeräte mit rund 1,3 Milliarden und Möbel mit fast einer Milliarde Umsatz. Die Größten Zuwächse verzeichneten Corona-Bedingt Einrichtung (+38%, Spielwaren +37% sowie Sportartikel +22%).

Auswirkung auf die Beschäftigung

Für Angestellte im Handel bedeutet das natürlich, dass es in Zukunft viele Jobs als Verkäufer*innen wegfallen. Im Online Handel werden zum einen weniger Mitarbeiter*innen benötigt, zum anderen verlagern sich die Jobprofile weg von Handel hin zu Logistik. In der Logistik wird ebenfalls stark automatisiert. Hier sind vollautomatisierte Lagersysteme im Vormarsch. Die Anzahl der Lagerarbeiter*innen nimmt hier also auch ab. Lediglich im Transport nehmen die Fahrer*innen durch die gestiegenen Paketvolumina zu. Sobald es in fernerer Zukunft jedoch selbstfahrende Autos gibt, werden auch keine Chauffeur*innen mehr benötigt werden. Mit automatischen Paket-Abhol- und Rückgabeautomaten, die es jetzt immer verbreiteter gibt, fallen auch hier Arbeitsplätze weg.

Im Handel passiert nun also was bei den Banken bereits vor Jahren passiert ist. Es gibt immer weniger Geschäfte (bei den Banken Filialen), der Kunde macht sich die meisten Dinge selbst (Produktsuche, Informieren, Bestellung). Durch das Schrumpfen des Filialnetzwerkes kommt es über die nächsten Jahre weiterhin zu massivem Jobverlust.

Vor und Nachteile

Bei der Betrachtung der Vor und Nachteile von Online-Shopping im Vergleich zum stationären Handel macht es Sinn diese getrennt für Kund*innen und für den Handel zu betrachten:

Kund*innen Handel
Vorteile
  • 24 Stunden verfügbar
  • Jederzeit und Überall (Handy)
  • Riesige Auswahl
  • Kurzfristige Verfügbarkeit
  • Vergleichbarkeit und Bewertungen
  • Transparenz / Preise
  • Datengewinnung (Vorlieben von Kunden)
  • Gezieltes Marketing möglich
  • Cross- und Upselling
  • Globaler Vertrieb
  • Keine teuren Geschäftslokale notwendig
  • Größere Flexibilität
  • Bestellabwicklung durch den Kunden
    (Wenig Personal)
Nachteile
  • Ware ist nicht sofort verfügbar
  • Physischer Kontakt fehlt
    Fühlen, riechen, schmecken, …
  • Zahlung (Sicherheit – Ware gegen Geld)
  • Versandkosten / Mindestbestellwert
  • Umtausch / Reklamation (Ev. zusätzliche Kosten)
  • Sozialer Aspekt fehlt (Essen/Kino beim Shopping)
  • Ev. Probleme bei der Lieferung
  • Keine Beratung
  • Für ältere Generation teilweise schwierig/unmöglich
  • Hohe technische Expertise notwendig
  • Hohe Investitionen 
  • Know-How für die Vermarktung / Sichtbarkeit
  • Abhängigkeit von Plattformen
    (Amazon, Google, Facebook)
  • Wettbewerb mit Branchenfremden
  • Nicht ebenes Spielfeld
    (z.B. Steuervermeidung der Großen)
  • Retouren

Es gibt für beide Gruppen sowohl Vor- Und Nachteile. Für Kund*innen ist vor allem die Verfügbarkeit von Produkten die Preistransparenz und die Bewertungen der Produkte, die oft die Beratung ersetzt entscheidend dafür, dass der Online Handel stark wächst. Der schrumpfende stationäre Handel und die sinkende Verfügbarkeit von Produkten im stationären Handel befeuern den Online-Handel weiter.

Für den Handel liegen die Vorteile darin, dass der Handel seine Produkte einem potentiell globalen Markt anbieten kann. Durch den digitalen Vertrieb gewinnt der Handel Informationen über seine Kunden, die wiederum für gezieltes Cross- und Upselling eingesetzt werden können. Kostenseitig schlägt sich die nicht benötigten Geschäftslokale und die niedrigeren Personalkosten positiv zu Buche. Problematisch für den Handel ist das hohe notwendige Know-How im technischen Bereich sowie das notwendige Wissen im Online Marketing. Das und die Kosten für die Implementierung der technischen Systeme führen dazu, dass kleine Händler oft nicht so erfolgreich sind, und es zu einer Konzentration auf die Großen kommt.

Die folgende Grafik zeigt die Top 10 Online Handelsunternehmen in Österreich 2019. Tendenziell gewinnen die Großen dazu, die kleinen Händler verlieren. Es ist trotz zweistelligem Wachstum im Onlinehandel so, dass der Markt für kleine Unternehmen sogar stagniert. Bei stagnierendem Markt für kleine Handelsunternehmen und hohen notwendigen Investitionen ist es absehbar, dass viele kleine Unternehmen diesen Wandel nicht mitmachen und voraussichtlich vollständig von der Bildfläche verschwinden, wenn sie nicht eine profitable Nische finden. Es wird (wie auch bei den Banken zuvor) zu einer Konzentration im Handel kommen. Wir werden nur noch wenige große (Online-)Handeslhäuser haben.

Infografik: Die Top 10 Online-Shops in Österreich | Statista
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Wir wollen diese Entwicklungen bei unserem Workshop am 27.09.2021 um 18:30 gemeinsam aufarbeiten. Ziel ist es zu überlegen welche Entwicklungen wir als Gesellschaft gerne hätten und wie wir als Konsument*innen, Handels- und Logistikunternehmen, Arbeitnehmer*innen, Bürger*innen diese Entwicklungen beeinflussen können. Der letzte Digitalk im November diskutiert dann mit Politiker*innen über die notwendigen Maßnahmen diskutieren um diese Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken.

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Werner Illsinger

Präsident bei Digital Society
Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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