Amazon zeigt es vor. Da bei Amazon immer stärker automatisiert wird, wird auch immer stärker digitalisiert. Durch die Digitalisierung ist fast jeder Vorgang egal ob im Lager oder bei den Botendiensten nachvollziehbar. Im Lager werden Pakete gescannt und damit kann ganz klar der Durchsatz pro Mitarbeitendem bestimmt werden. Ebenso wird dokumentiert, wenn Menschen den Arbeitsplatz verlassen, um menschlichen Bedürfnissen nachzugehen.

Botenfahrende werden danach beurteilt ob sie die rascheste Route wählen, ob sie schnell genug sind. Die Daten aller Mitarbeitenden werden von Computern miteinander verglichen. Hier ist es oft noch schlimmer, denn die Fahrer*innen sind nicht mehr angestellt, sondern externe Dienstleister, die auch das unternehmerische Risiko tragen. Ähnlich ist das auch bei den Essenslieferanten wie MJAM. Obwohl hier eindeutig eine wirtschaftliche Abhängigkeit von den Konzernen gegeben ist, gibt es keinerlei Schutz für die Faherer*innen.

Wer zu langsam Pakete sortiert oder ins Fahrzeug verlädt oder wer zu langsam ist beim Pakete ausliefern wird gekündigt. Und zwar automatisiert. Kein Mensch berücksichtigt etwaige Besonderheiten wie dass ein Mitarbeitender gerade familiäre Probleme hat, oder vielleicht auch nicht ganz gesund ist. Wer nicht performed wird gegangen. Künstliche Intelligenzen treffen die Entscheidungen

Amazon Paket
Amazon Abholstation

Durch diese Entscheidungen wird die durchschnittliche Performance weiter erhöht, und der Druck auf die bestehenden Mitarbeitenden wächst weiter.

Das ganze wird nicht nur aus den USA berichtet, sondern auch aus Europa. Gesund ist der Stress nicht, förderlich für das Unternehmensklima auch nicht. Aber das interessiert die Unternehmen hier nicht. Dieses System funktioniert weil die in der Logistik beschäftigten keine besondere Ausbildung haben sondern in diesem Segment ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.  Fachkräftemangel ist hier kein Thema.

Ethisch ist dieses Vorgehen nicht. Die Mitarbeitenden in der Logistik sind auch für die Kundinnen und Kunden kaum sichtbar. Daher sind die Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit eher gering, wenn sie demotiviert sind. Wir brauchen also gerade hier auch regulierende Maßnahmen zum Arbeitnehmerschutz. Wobei hier auch abzusehen ist, dass die Digitalisierung genau diese Jobs komplett wegrationalisieren wird. Vollautomatische Lager zeigen das jetzt schon vor. Selbstfahrende Fahrzeuge werden dann auch die Fahrer*innen obsolet machen. Paketabholstationen machen auch die Mitarbeitenden in Postfilialen obsolet. 

 

Was aber daran auch spannend ist, ist dass es aufzeigt, dass auch Aufgaben im HR Bereich (z.B. Einstellung und Entlassung von Mitarbeitenden) auch schon heute automatisierbar sind. Es werden sich also auch die Aufgaben im HR Bereich verändern.

Künstliche Intelligenz könnte auch sehr hilfreich sein. Es wäre möglich, dass der Computer objektiver als ein Mensch entscheidet, dass Entscheidungen daher fairer, besser und schneller getroffen werden können. Was es aber braucht ist Regeln dafür wie die Technologie Ethisch verwendet werden kann.

Einsatzmöglichkeiten von künstlichen Intelligenzen sind neben der automatisierten Kündigung, wie sie Amazon betreibt, beispielsweise:

  • Personalentwicklung
    Im Bereich der Personalentwicklung arbeiten Unternehmen mit künstlichen Intelligenzen, die aufgrund des bisherigen Lebenslaufes, Kompetenzen und Aufgaben diejenigen Weiterbildungsangebote anbieten, die am zielführendsten für die Person scheinen.
  • Personalplanung
    Im Bereich der Strategie können künstliche Intelligenzen eingesetzt werden, um aufgrund statistischer Daten um Personalfluktuationen vorherzusagen.
  • Recruiting
    Bewertung und Reihung von Bewerberinnen und Bewerbern aufgrund der Angaben in der Bewerbung und Mapping auf offene Stellen.

In Deutschland hat sich beispielsweise der Ethikbeirat HR Tech mit dem Thema des Einsatzes von KI im Bereich des Personalmanagements befasst und Richtlinien für den Einsatz derartiger Technologien erarbeitet.

Gefeuert von einem Bot (DerStandard)

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Werner Illsinger

Präsident bei Digital Society
Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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