Wieder so ein Buzzword … #
In den Medien hört man ständig “Digitalisierung”. Die meisten Unternehmen beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit Computern und neuen Applikationen. Wir sind schon digital in vielen Bereichen. Was soll also dieses neue Schlagwort bedeuten? Ist digitale Transformation das gleiche wie Digitalisierung? Was bedeutet es konkret?
Die digitale Transformation #
Die Politik spricht ständig davon, wie wichtig Digitalisierung sei. Doch Digitalisierung ist längst Realität. Digitalisierung bedeutet die Umwandlung von analogen Werten in Nullen und Einsen der Computerwelt. Beispielsweise wurde in der Fotografie der Film fast vollständig durch digitale Medien abgelöst. Briefe oder Postkarten werden nur noch zu besonderen Anlässen von Hand geschrieben. Ihre Anzahl ist vernachlässigbar gegenüber den versendeten E-Mails, Facebook-Postings und WhatsApp-Nachrichten pro Tag.
Bei der digitalen Transformation geht es um viel mehr als Digitalisierung. Das wichtige Wort ist Transformation – also die Veränderung. Unser Leben verändert sich seit Jahrzehnten, wir nehmen es jedoch nicht in ausreichendem Maße wahr:
- der Konsum wird digital – wir kaufen online ein, wir sehen online fern (YouTube, Netflix)
- wir kommunizieren digital (WhatsApp, Skype, Zoom, Teams, …)
- wir können leicht unterschiedliche Angebote vergleichen (Geizhals)
- Bewertungssysteme erleichtern uns die Entscheidungen
- Unternehmen werden transparenter, aber auch unser Konsumationsverhalten wird gläsern
- Neue Unternehmen aus der IT-Branche (z.B. Uber oder AirBnb) übernehmen alteingesessene Gewerbe (z.B. Taxi oder Hotelketten)
Unternehmen richten ihren Fokus weg von der Effizienzsteigerung hin zum Kundennutzen. Der Mensch (Kundschaft wie Mitarbeitende) steht in der digitalen Transformation wieder im Vordergrund.
Welche Veränderung? #
Die Veränderungen der digitalen Transformation lösen einen enormen Druck auf Unternehmen aus. Geschäftsmodelle verändern sich:
- Zeitungen haben früher von Werbung gelebt (Großanzeigen). Diese Werbeeinnahmen werden inzwischen durch Facebook oder Google lukriert.
- Bei Kontaktanzeigen haben Kontaktbörsen (wie z.B. Tinder) das Geschäft übernommen.
- Kleinanzeigen wurden z.B. durch Willhaben oder Ebay ersetzt.
- Im Taxigewerbe setzt Uber den etablierten Taxiunternehmen zu.
- Airbnb ist Mitbewerber etablierter Hotelketten.
- Amazon ist Platzhirsch nicht mehr nur für Bücher, sondern für eine Vielzahl der Produkte des täglichen Lebens
Diesen Unternehmen ist gemeinsam, dass sie nicht durch innovative neue Produkte die Wirtschaftslandschaft verändern, sondern durch innovative neue Geschäftsmodelle.
Unternehmen, die sich nicht weiterentwickeln, werden diesen Kampf verlieren und von der Bildfläche verschwinden, wie es z.B. Kodak passiert ist. Kodak hatte die Digitalfotografie erfunden, hat sie aber nicht auf den Markt gebracht, weil sie den Verkauf von Filmen nicht gefährden wollten. Heute ist Kodak Geschichte.
Diese Veränderungen sind mit der industriellen Revolution vergleichbar. Damals wurden vorwiegend aus der Landarbeit stammende Menschen zu Fabrikarbeitern. Diese Umwälzung war sehr tief greifend und hat unsere Gesellschaft vollständig verändert.
Mittlerweile haben Roboter Fabrikarbeiter abgelöst, selbstfahrende Autos werden Chauffeure ersetzen und SB-Kassen Supermarktkassiererinnen und -kassierer. Menschen mit geringem Bildungsniveau kommen am Arbeitsmarkt immer mehr unter Druck.
Die Fabrikarbeit wird durch Wissensarbeit abgelöst. Aber auch in der Wissensarbeit werden automatisierbare Aufgaben zunehmend vom Computer bzw. künstlicher Intelligenz übernommen. Ein Beispiel ist die Befundung von Röntgenbildern. Computer können bereits mit einer sehr hohen Genauigkeit diese Aufgabe übernehmen. Dadurch verändert sich das Berufsbild des Röntgenarztes stark.
Übrig für den Menschen bleiben also Tätigkeiten, die der Computer (noch) nicht ausführen kann: Kreativität, Emotionen, also zutiefst menschliche Eigenschaften werden zunehmend gefragt sein. Laut einer aktuellen Studie werden innerhalb der nächsten 20 Jahre 50% unserer Berufe verschwinden und durch neue ersetzt werden, von denen wir noch nciht wissen, wie sie aussehen werden. Dies stellt sehr hohe Anforderungen an unser Bildungssystem, aber auch an jeden einzelnen von uns.
Was bedeutet digitale Transformation? #
Durch die digitale Transformation wird nicht nur das Tagesgeschäft verändert, sondern auch die Organisation an sich. Das Machtverhältnis dreht sich in vielen Bereichen um. Gute Fachleute sind schwer zu finden. Unternehmen müssen sich daher mehr um diese bemügen. Gute Bezahlung ist notwendig, aber keine ausreichende Motivation. Es geht um Sinnfindung bei der Arbeit und um ein ansprechendes Arbeitsumfeld. Ist der Arbeitgeber modern? Bieter er ausreichend Freiheiten?
Kunden können sehr leicht zwischen Anbietern wechseln. Auch hier ist ein gutes Produktportfolio zu haben eine Grundvoraussetzung, aber ebenso nicht hinreichend. Wie bequem ist es mit dem Anbieter Geschäfte zu machen? Kümmert sich der Anbieter um seine Kunden, gerade wenn es Probleme gibt? Steht die Kundenerfahrung im Zentrum der Bemühungen?
Die Auswirkungen der digitalen Transformation zeigen sich in allen Dimensionen des Unternehmens. Gibt es neue Geschäftsmodelle, die auf die Bedürfnisse der Kunden abgestellt sind? Kümmert sich das Unternehmen um seine Mitarbeitenden und sind die Führungskräfte auch auf die neuen Anforderungen der Mitarbeitenden eingestellt? Wertschöpfungsketten verändern sich. Unternehmen konzentrieren sich zunehmend auf ihre Kernkompetenzen. Sie werden dadurch immer abhängiger von Partnern. Um in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein, muss ein Unternehmen sich vordringlich um die nebenstehenden vier Dimensionen kümmern:
- Leadership (Unternehmensführung)
- Innovation & Experience (Innovation und Kundenerfahrung
- Agility (Agilität)
- People & Culture (Menschen & Unternehmenskultur)
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Situation in Österreich #
Wie gut gerüstet sind wir in Österreich für die digitale Transformation? Im “Digital Economy Society Index” liegt Österreich an 10. Stelle, also im oberen Mittelfeld. Dieser Index wird von der EU erstellt und misst die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Mitgliedsstaaten im digitalen Bereich. Seit letztem Jahr haben wir uns um 3 Positionen verbessert.
Sehen wir uns diese Ergebnisse also im Detail für Österreich an:
Österreich liegt in allen Bereichen über Durchschnitt. Wenn man genauer in den Bericht hineinsieht, gibt es aber nicht in allen Bereichen Grund zur Freude.
Ein wichtiger Bereich in dem Österreich sich die Zukunft verbaut ist die Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden. In Österreich bieten nur 18% (gegenüber dem EU Schnitt von 20%). Gerade hier könnten wir den Grundstein für Zukünftigen Erfolg legen.
In der Nutzung digitaler Technologien gibt es in einigen sehr wichtigen Bereichen deutlichen Aufholbedarf: Die Cloud Nutzung ist in Österreich mit 20% gegenüber dem EU Schnitt von 26% extrem niedrig. Gerade Cloud Systeme sind aber dazu angetan Unternehmen zu helfen, Geschwindigkeit zu gewinnen. Bei etwas, das eigentlich Standard sein sollte sind wir ebenfalls ein Nachzügler: elektronische Rechnungen hier liegen wir mit 22% deutlich unter dem Schnitt von 32% in der EU. Beim Umsatz von KMU im Internethandel liegen wir mit 10% ebenfalls unter dem Schnitt von 12% in der EU. Auch bei der Nutzung von Daten (Big Data) liegen wir mit 9% deutlich unter den 14% des EU durchschnitts. Datennutzung ist ein wichtiger Bereich – der es Unternehmen ermöglicht Kundinnen und Kunden bestmöglich zu servicieren.
Wenn wir uns das Thema Breitbandausbau im speziellen ansehen, dann sehen wir, dass Österreich im Bereich des Glasfaserausbaus weltweit bei einem Ausbau von unter 5% weit abgeschlagen liegt. Bei der Breitbandnutzung über 100MBit liegen wir mit 12% deutlich unter dem Schnitt von 34% in der EU.
Es gibt also Bereiche, in denen wir in Österreich dringenden Aufholbedarf haben. Zum einen der Ausbau von Glasfasernetzen, denn ohne Netzwerk gibt es keine “Digital Economy”. Zum zweiten die Skepsis der Österreicher gegenüber dem Internet und neuen Technologien wie Cloud oder Big Data, die eine breitere Nutzung von Internet-Diensten behindert. Bei zweiterem hat voraussichtlich die Corona Krise einen deutlichen Schub nach vorne verursacht.