Cynefin Framework

Autor des Cynefin-Frameworks ist der walisische Forscher und Berater für Wissensmanagement David John Snowden (Snowden, D.: Cynefin: a sense of time and space, the social ecology of knowledge management, in: Knowledge Horizons: The Present and the Promise of Knowledge Management, 2000). Das walisische Wort “Cynefin” bedeutet in etwa “Lebensraum” oder “Ort der Zugehörigkeit” und wird im wallisischen “Kü-NE-win” ausgesprochen. Snowden will damit auf die Wechselwirkungen zwischen Individuen und ihrer Umwelt hinweisen. Eine vollkommene analytische Beschreibung eines Systems ist nicht möglich. Es gibt unterschiedliche Sichten auf das System. Dadurch gibt es auch unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen (siehe Konstruktivismus) und nicht eine gültige Wahrheit.

Das Cynefin Framework ist ein Wissensmanagement-Tool mit dessen Hilfe Probleme, Situationen und Systeme beschrieben werden können. Es beschreibt es die multiplen Vergangenheiten, die alles und jeder unbewusst zeitgleich durchlebt; die z.B. kulturelle, akademische, geografische, religiöse, organisatorische. Diese Vergangenheiten bilden einen einmaligen Erfahrungsschatz, der unsere Interaktionen beeinflusst. Das Framework wird in Bereichen, wie der Produktentwicklung, Marketing und der Organisationsstrategie, verwendet.

Bekannte Lösungsansätze können nur angewendet werden, wenn die Zukunft wie die Vergangenheit ist. Verändert sich das Umfeld und die Voraussetzungen, können althergebrachte Methoden nicht mehr funktionieren. Unternehmen die versuchen in Zeiten der radikalen Veränderungen des Marktumfeldes mit althergebrachten Methoden zu reagieren werden scheitern. Dies ist aktuell gerade durch die Geschwindigkeit der digitalen Transformation und die veränderten Marktbedingungen und Kundenerwartungen der Fall. Diese neue Welt wird als VUCA beschrieben ( Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity)

Das Cnyefin Framework unterscheidet 4 verschiedene Zustände von Systemen:

Cynefin Framework

Einfache Systeme #

Einfache Systeme sind bekannt. Es kann das Ergebnis von Handlungen eindeutig vorhergesagt werden. Es gibt klare Ursachen-/Wirkungszusammenhänge und klare Beziehungen. Auf Fragen gibt es existierende Antworten. Wir befinden uns hier im Bereich klarer Prozesse. Wenn die Prozesse wiederholend sind, dann werden diese automatisiert (digitalisiert). In diesem Bereich befinden wir uns in der Effizienzsteigerung. Im diesem Bereich wird Command & Control Management angewendet.

Im Bereich der einfachen Systeme wird wie folgt gehandelt:
erkenne, beurteile, reagiere

Komplizierte Systeme #

Bei komplizierten Systemen gibt es noch immer klare Ursachen-/Wirkungszusammenhänge und klare Beziehungen, diese sind jedoch nicht für alle sicht- und begreifbar.  Es braucht Expert*innen die zusammenarbeiten um die Situation zu analysieren und davon Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Nach Aufarbeitung und Analyse der Daten wird entschieden (faktenbasiertes Management)

Im Bereich der komplizierten Systeme wird wie folgt gehandelt:
erkenne, analysiere, reagiere

Komplexe Systeme #

Komplexe Systeme zeichnen sich durch rasche Veränderung aus. Es ist alles im Fluss und die Zukunft nicht vorhersagbar. Es gibt viele unbekannte und daher keine “richtigen” Antworten. Hilfreich ist, dass es Orientierungsmuster gibt. Es gibt viele unterschiedliche Ideen und Lösungsansätze. Hier sind neue kreative und innovative Ansätze erforderlich. Führung ist hier die Mediation und Coaching des Teams um das gemeinsame Wissen für die Lösungsfindung zu nutzen.

Im Bereich der komplexen Systeme wird wie folgt gehandelt:
probiere aus, erkenne, reagiere

Chaotische Systeme #

Chaotische Systeme sind beschrieben durch sehr hohe Turbulenz. Es gibt keine sichtbaren Ursachen-/Wirkungszusammenhänge und eine große Anzahl Unbekannter. Es sind gleichzeitig viele Entscheidungen unter hohem Zeitdruck zu treffen. Diese Situation ist typisch für Krisensituationen.

In Krisensituationen ist die Zeit nicht da um einen Kriegsrat einzuberufen. Es gibt wenige dinge die man analysieren kann. Daher ist umgehende Handlung gefragt. Danach kann erkannt werden ob die Handlungen sinnvoll sind. Falls nicht ist der Ansatz zu ändern. In diesem Bereich wird wieder Command & Control Management angewendet.

Im Bereich der chaotischen Systeme wird wie folgt gehandelt:
handle, erkenne, reagiere

Handlungsoptionen #

  • Erkenne (sense)
    Alle Fakten erfassen und zusammentragen
  • Beurteile (categorize)
    Fakten kategorisieren und ordnen. Sinn daraus machen.
  • Reagiere (respond)
    Gemäß vorhandenen Erfahrungen reagieren
  • Analysiere (analyze)
    Vorhandene Handlungsoptionen analysieren und die beste auswählen
  • Probiere aus (probe)
    Handlungsoptionen ausprobieren um eine gute zu finden
  • Handle
    Mit Bauchgefühl die Sache angehen.

Veränderung #

Warum funktionieren plötzlich funktionierende Dinge nicht mehr? Weil sich die Welt rund um uns schneller verändert als je zuvor. Auslöser sind die Digitalisierung, Globalisierung, Veränderungen der Kundenerwartungen, Neue Geschäftsmodelle von Mitbewerbern, u.v.a.m. Plötzlich landen wir ganz vermutet im chaotischen Bereich weil wir die Kontrolle über unser System verloren haben. Die Kunden bleiben aus, die Umsätze brechen ein – und das obwohl wir immer alles so machen wie die letzten 100 Jahre auch. Die Zukunft sieht aber nicht so aus wie vor 100 Jahren. Die Unternehmen bekämpfen also die Krise und sind um eine Beruhigung der Situation bemüht. Durch Feuerlöschaktionen verändert sich das System von Chaotisch auf Komplex. Unternehmen sind gewohnt mit komplizierten Systemen umzugehen. Sie haben oft jedoch keine Erfahrung mit komplexen Systemen. Die Situation muss erst durch durchprobieren, Fehler machen und lernen gemeistert werden. Dann kann möglicherweise durch Splitten aus einem komplexen System mehrere komplizierte Systeme entwickelt werden, die dann auch in gewohnter Form gemeistert werden. Durch Entwicklung von Methoden und Prozessen und Standardisierung werden sie wieder zu einfachen Systemen. So diese sich oft wiederholen können und werden sie automatisiert (digitalisiert).

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Werner Illsinger #

Präsident bei Digital Society
Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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