In diesem ersten Teil  zum Thema digitale Transformation gaben ExpertInnen eine erste Einführung, beleuchteten diese aus psychologischer Sicht und ergänzten diese mit Beispielen aus der Praxis. Die Videoaufzeichnung steht Ihnen wie immer auf unserem YouTube-Channel zur Verfügung.

Vortrag 1: Digitalisierung? Unwort des Jahres

Werner Illsinger Werner Illsinger
Gründer und Präsident der Digital SocietyHTL Nachrichtentechnik am TGM, Aufbau eines der ersten Internet Provider in Österreich, langjährige Erfahrung im Vertrieb und im internationalen Management bei Microsoft sowie als Geschäftsführer der Raiffeisen Informatik Consulting. Strategieberater und Lektor für Digital Transformation Management an der Carinthia University for Applied Sciences.

Definition Digitalisierung

Unter Digitalisierung versteht man das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate und ihre Verarbeitung und/oder Speicherung.

Im Jahr 1945 wurde der erste elektronische Universalrechner, der erstmals Rechenbeispiele automatisiert lösen konnte, entwickelt (ENIAC – Electronic Numerical Integrator and Computer). Durch die Einführung digitaler Technologie konnten industrielle Prozesse verbessert werden. Digitalisierung führte zu schnelleren Prozessen, Kosteneinsparungen, verbesserter Produktqualität, usw.

Ziel der Digitalisierung ist es, Effizienz durch Ergebnissteigerung und/oder Aufwandsminimierung zu verbessern. Ergebnis/Aufwand = Effizienz.

Viele Unternehmen haben Ihren Fokus lange Zeit auf Prozessoptimierung gelegt und lediglich an einer Verbesserung des Bestehenden gearbeitet (Fokus auf Machbarkeit der Technologie und Rentabilität). Die Folgen davon sind höherer Leistungsdruck und weniger Raum für Kreativität. Dabei verhelfen jedoch genau Innovation und Kreativität zum Unternehmenserfolg.

Innovation

Häufig wird ein Geschäftsmodell durch Digitalisierung aufgerüstet, um einen Mehrwert durch die Einführung neuer Technologien zu erzielen. Das iPhone beispielsweise stellt eine solche disruptive Innovation dar, welches zu einem Wandel des Geschäftsmodells geführt hat (heute ersetzen Smartphones oft PCs und Laptops und viele andere Geräte).

Banking is necessary, banks are not” – Bill Gates

Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für die digitale Transformation ist Amazon. Amazon ist darauf ausgerichtet, das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein. Die Kundenausrichtung ist auch der Grund für den Erfolg Amazons. Im Zentrum stehen dabei der Kunde und sein Erlebnis – „Start with the customer experience”. Eine erfolgreiche Unternehmensstrategie fußt darauf, ein einmaliges Kundenerlebnis zu liefern.

digitale Transformation

Die digitale Transformation, der tiefgreifende strukturelle Wandel der Gesellschaft, ist eine unmittelbare Folge der Digitalisierung. Dabei rückt der Mensch (MitarbeiterInnen und Kunden) ins Zentrum und stellt somit den dritten wichtigen Faktor neben Machbarkeit der Technologie und Rentabilität dar. Dabei ist eine emotionale Bindung zum Unternehmen zentral – schließlich schaffen nur zufriedene MitarbeiterInnen auch zufriedene Kunden.

Digitale Transformation

Vortrag 2: Digitale Transformation in Österreichs Unternehmen

Alfons Parovszky
Vizepräsident Digital Society und Geschäftsführer Digital Society Institute
Über 30 Jahre Erfahrung in der IT-Branche in Entwicklung, Consulting, Projektmanagement und Vertrieb in internationalen Konzernen, auf nationaler und internationaler Ebene. Schwerpunkte: digitale Transformation sowie Customer Journey. Digitale Freiheitsrechte sind ein weiteres wichtiges Anliegen.

Die Ergebnisse des DigiBarometers (2020) der Digital Society lassen darauf schließen, dass manche österreichische Unternehmen die digitale Transformation nicht umfassend verstanden haben. Der Begriff muss in der Gesellschaft noch mehr verbreitet werden – dies stellt auch eine der Aufgaben der Mission der Digital Society dar. Die digitale Transformation benötigt Aufmerksamkeit in folgenden vier Bereichen:

Digital Society Transformation Wheel

Resümee der wichtigsten Ergebnisse des DigiBarometers

Ein wichtige Kernkompetenz für eine erfolgreiche digitale Transformation ist Fokussierung. Dabei müssen zuerst Ziele der Transformation definiert und eine Strategie ausgearbeitet werden. Ein Problem vieler Unternehmen ist, dass oft zu wenig Raum für Innovationen und freies Denken geschaffen wird.

Zudem zeigt die Studie auf, dass Unternehmen ihre Daten (= Wissen) nicht ausreichend verwenden.

Auffallend ist der Unterschied der wahrgenommenen Mitarbeiterbindung von Beschäftigten und ManagerInnen. Laut Gallup Engagement Index haben 12 % der MitarbeiterInnen in Österreich eine hohe Bindung zu ihrem Unternehmen. Aus Sicht der befragten Führungskräfte sind es 66 % Ihrer MitarbeiterInnen, die sich mit dem Unternehmen und seinen Werten identifizieren.

Im Zuge der digitalen Transformation entwickeln sich zunehmend mehr lernende/ anpassungsfähige Organisationen. Dazu gehört eine positive Fehlerkultur, um aus Fehlern zu lernen und Innovationen zu schaffen. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen sieht die lernende Organisation als strategisches Ziel.

Im Bereich der vernetzten, teamorientierten und funktionsübergreifenden Zusammenarbeit geben jedoch unter 50 % der Befragten an, dass noch immer abteilungsspezifische Silos im Unternehmen vorherrschen.

DigiCheck

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Vortrag 3: Digitale Transformation und unser Beitrag

Thomas Schweinschwaller
Lektor an verschiedenen universitären Einrichtungen, Forscher und
Organisationspsychologe, Gründer von Vielfarben www.vielfarben.at

Arbeitsschwerpunkte: Out-of-the-Box Beratung, Zukunftslabore, Begleitung von Menschen und Organisationen durch vitale Organisationsberatung, Facilitation, Moderation, Führungskräfteentwicklung, Teamentwicklung, partizipative Prozesse, interaktive Trainings und ganzheitliches Coaching. Persönliches: Neugierig und wach. OE1 beruhigt mich. Künstlerische Tätigkeit stärkt mich.

Die Zukunft ist Auslegungssache

Das Augenmerk liegt auf der Dichotomisierung: digitale Transformation als Fluch oder Segen.

Negative Auswirkungen: „Technostress“, Gefühl der Unsicherheit durch Zusammenarbeit mit Maschinen und künstlicher Intelligenz, Langzeitarbeitslosigkeit durch Einsatz von künstlicher Intelligenz, Abnahme der Merkfähigkeit, Beeinflussung des Selbstwertgefühls durch Social Media.

Positive Auswirkungen: schnelle Informationen, Homeoffice, digitale Besprechungen, weniger Unfälle durch Automatisierung, Mensch-Maschine-Kooperation, Entwicklung der Cyberpsychologie, exaktere Befunderstellung durch künstliche Intelligenz (Krebserkennung um 40% erhöht).

Die digitale Transformation stellt eine große Herausforderung für den Menschen dar, der ein Gewohnheitstier ist und Verhalten nur ungern verändert.

digitale Transformation – Transitionsmodell nach William Bridges in 3 Phasen:

  • Abschluss: Personen müssen sich von gewohnten Abläufen und Verhaltensweisen lösen, dies erzeugt Gefühle der Angst, Sorge, Furcht, Verwirrung
  • Neutrale Zone: Gewöhnung an Neues, ambivalenter Zustand geprägt von Angst, Sorge sowie Unsicherheit (Wofür machen wir das?), gefolgt von Hoffnung (Was will ich wirklich loslassen/Furcht zulassen, angstfrei Fehler machen à Innovation)
  • Neuanfang

Handlungsempfehlungen: Neben digitaler Kompetenz wird auch emotionale Kompetenz benötigt (ManagerIn muss Emotionen erkennen können).

Digitalisierung ist die Lösung, was aber war eigentlich die Frage?

Die Zukunft ist unsicher, wir können jedoch in der Gegenwart Entscheidungen für die erwünschte Zukunft treffen. Was müssen wir jetzt bedenken, damit unsere Zukunft sicher ist? In erster Linie werden ethische Leitplanken benötigt (Bsp.: Demokratiegefährdung durch Tech-Konzerne, machtlose Regierung, weiter auseinander gehende Arm-Reich-Schere, usw.).

Eine ethische Diskussion mit klaren Antworten ist in Unternehmen als auch in der Gesellschaft unabdingbar für eine erfolgreiche digitale Transformation. Im Vordergrund steht dabei die digitale Selbstbestimmung. Mit welchem Handeln, mit welchem Geschäftsmodell wollen wir die Zukunft gestalten (langfristiges Umdenken und Befähigung des Menschen)? Die Basis hierfür bildet die Entwicklung des digitalen Mindsets.

Nächster DigiTalk: Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation

Beim nächsten DigiTalk am 26.05.2021 begrüßen wir folgende Podiumsgäste:

  • Julia Zukrigl (Gründerin und Geschäftsführerin YOUR DATA IS YOUR PRODUCT by MINT Analytics)
  • Judith Leschanz (Group Data Officer TAG, Leitung Data Privacy A1)
  • Markus Stelzmann (Regisseur (CEO/Eigentümer) TELE Steuergeräte Ges.m.b.H.)
  • Hannes Krösbacher (Geschäftsführer – Eigentümer von QPI Qualitäts-, Prozess-, Innovationsmanagement e.U.)

Link zur Anmeldung für 26.05.21!

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