Ist BitCoin gefährlich?
Heute erreichte uns eine Mail eines Clubmitgliedes eines unserer institutionellen Mitglieder. Der Schreiber drückt seine Verwunderung aus, bzw. beschwert sich über unseren nächsten Digitalk zum Thema BitCoin am 13.6. in der Digital Society. Ist BitCoin gefährlich?
Ich möchte an dieser Stelle die Bedenken im Originalwortlaut wiedergeben:
wieso fördert der ClubComputer rechtlich und finanzrechtlich bedenkliche Bereiche wie Bitcoin.
Nach Informationen aus der Finanzmarktaufsicht Bankenaufsicht und Betrugsdezernat der Bundespolizei sind Ermittlungen wegen Verstoß gegen Bestimmungen der Geldwäsche und Betrug im Gange. Die Ermittlungen im Ausland liegen bereits bei der Staatsanwaltschaft
Hat es der Club Computer wirklich notwendig, die bedenklichen Theorien solcher Gruppen für organisierten Betrug zu unterstützen und damit womöglich noch in den Verdacht der Mittäterschaft zu geraten?
Ich kann die Bedenken nachvollziehen. Man hört immer wieder von der Verwendung von BitCoin für zwielichtige Zwecke. Auch gerade unlängst beim CryptoTrojaner WannaCry. Aber kann die Währung etwas dafür? Ist sie das Problem? Ich möchte dem Schreiber dieser Zeilen an dieser Stelle Danken, dass er sie zum Ausdruck bringt. Es gibt uns die Gelegenheit darüber nachzudenken.
Wir laden daher alle Interessenten herzlich zu unserem Digitalk ein, denn es müssen einige Missverständnisse aufgeklärt werden.
BitCoin ist ein elektronisches Zahlungsmittel. Die meisten elektronischen Zahlungsmittel – wie z.B. unsere Bankomatkarte hinterlassen Daten bei jedem Bezahlvorgang. Es ist also für den Händler transparent wer ich bin. BitCoin dagegen hat das Merkmal, dass ein Bezahlvorgang anonym ist. Man kann BitCoin daher als äquivalent zum Bargeld im elektronischen Zahlungsverkehr sehen. Wenn ein Konsument nicht möchte, dass der Händler die Identität des Kunden kennt, bzw. Profile über den Kunden anlegen kann zahlt er einfach mit Bargeld.
Es gibt gute Gründe warum jemand bei einem Einkauf keine Daten hinterlassen will. Und niemand ist darüber Rechenschaft schuldig. Ein Grund könnte sein, dass man bestimmte sexuelle Vorlieben hat, bestimmte politische Einstellungen, vielleicht eine Erkrankung – bei der man nicht will, dass sie allgemein bekannt wird, weil man z.B. Diskriminierung fürchtet. Wenn also dieser Jemand Einkäufe tätigt die auf o.g. rückschließen lassen würden, dann verwendet man einfach Bargeld.
Genau dieser Grund ist es auch, dass im Drogengeschäft, oder wenn man etwas illegal einkauft wohl eher nicht zur Bankomatkarte gegriffen hat. Da BitCoin das Äquivalent zum Bargeld im Internet ist, und man mit Bargeld im Internet nicht einkaufen kann, werden natürlich gerne illegale Geschäfte mit BitCoin abgewickelt.
Wenn man aber jetzt unterstellt dass BitCoin deswegen böse ist, müsste man das einem Hammer auch unterstellen. Ein Hammer ist ein Werkzeug. Es ist dazu gedacht Nägel einzuschlagen. Man kann ihn aber auch dazu verwenden einen Mord zu begehen. Aber ist das die Schuld des Hammers? Sollten wir Hammer abschaffen?
Die Digital Society unterstützt die Digitalisierung unseres Lebens. Privatsphäre ist für Menschen wichtig. Privatsphäre erlaubt eine freie Gesellschaft, in der sich unbeeinflusst Meinungen bilden können. Sie ist die Grundlage von freien demokratischen Staaten. BitCoin ist ein elektronisches Zahlungsinstrument, das die gleichen Eigenschaften wie Bargeld. Ein derartiges Zahlungsmittel benötigt die Gesellschaft. Digital. Anonym.
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Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
Um – weitestgehend anonym – in der Digitalen Welt zahlen zu können – bzw. über “digitales Bargeld” zu verfügen – wird auch Bitcoin nicht benötigt.
Es gibt von verschiedenene Anbietern prepaid Debit-Karten, deren Zuordnung zu einem Besitzer nur den Herausgebern dieser Karten ( gegen Ausweisleistung ) bzw. beim Aufladevorgang ( entweder durch Überweisung von einem nicht anonymen Konto oder durch Bareinzahlung mit Ausweisleistung am Schalter der Herausgeber ) bekannt sind. Durch die Beschränkung auf den gerade auf diesem Prepaid-Konto befindlichen Betrag kann ein möglicher Verlust ( z.B. duch unseriöse Geschäftspartner oder Hackerangriffe auf Transaktionenen bzw. Pin-Codes u.ä ) auf überschaubare Größen begrenzt werden.
Im Gegensatz zu Bitcoin gibt es bei herkömmlichen Währungen ( der Währungsbeträge auf Debit-Karten ) – außer im weltweiten Krisenfall – Bemühungen, die Währungskurse halbwegs stabil zu halten bzw. haben Währungskurse bei Transaktionen innerhalb eines Währungsraumes ( der zumeist auch bestimmten geografischen Regionen zugeordnet werden kann – wie z.B US-Dollar oder Euro ) keine Bedeutung.
BitCoin haben (noch ? ) keine vorzugsweise Zuordnung zu bestimmten geografischen Regionen, unterliegen daher hinsichtlich ihres Wertes viel stärkeren Kursschwankungen – auch weil es eben keine Zentralbanken u.ä..sondern nur das freie Spiel der Marktkräfte – vermutlich primär (und aktiv) beinflusst durch Spekulanten bzw. “Zocker” – gibt.
Die “Gefahr” die für Private bzw. Klein-Investoren von Bitcoin “ausgeht”, besteht meiner Meinung nach primär in der größeren Kursvolatilität, die es nicht ratsam erscheinen lässt, größere Bitcoin-Beträge länger zu halten, als es für die Transaktion eines Wertes tatsächlich erforderlich ist – ausgenommen jemand möchte sich als “Spieler” versuchen. Dann könnte er seine überflüssigen Vermögensteile aber gleich im Casino setzen oder vielleicht doch sinnvoller der Caritas oder einer anderen NGO (vielleicht auch Digital Society ?) spenden.
Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass Bitcoin vielleicht nur in großer Feldversuch von Soziologen sein könnte, um nachzuweisen, dass selbst die besten Ideen durch Uninformiertheit/Unwissen und Gier ad Absurdum geführt werden könnten.
Meine Beobachtungen lassen mir diesen mögliche Motivation der urspeünglichen Entwickler von Bitcoin (vielleicht aber auch nur zufolge meines eigenen Unwissens) immer wahrscheinlicher erscheinen.
Kleines Beispiel:
Eine der Ideen hinter Bitcoin soll gewesen sein, die Währung hinsichtlich möglicher Kursschwankungen “selbst-stabilisierend” zu konstruieren. Dazu soll auch das Konzept gehören, die maximal mögliche Anzahl (nicht Wert !) der schöpfbaren Bitcoin auf 21 Millionen Coins zu beschränken.
Wenn nun die Kursbildung ( wieviel Ware für wieviel Bitcoin) primär durch die Verbreitung und Gebräuchlichkeit ( bzw, die Nachfrage von Anwendern ) von/nach Bitcoin erfolgen würde, dann würde – bei Verwendung von nur ganzen Bitcoin, ohne handelbare Teile von ganzen Bitcoin ) ein steigende Kurs von Bitcoin zu sinkender Anwendbarkeit für Geschäfte des täglichen Bedarfes ( “Klein-Einkäufe” ) führen – weil dann 1 Bitcoin einen viel zu hohen Wert ( z.B. ist heute, am 3.6.2017, 1 Bitcoin um 2511 Dollar bzw. 2262 Euro zu haben ) für die Bezahlung solcher Kleineinkäufe darstellen würde und dadurch vermutlich der Kurs der Bitcoin allein durch diesen Umstand ( der mit steigendem Wert sinkenden Gebrauchsmöglichkeit ) wieder sinken – und auch damit Bitcoin für reine “Spekulanten” uninteressant bleiben würde. Nachdem nun aber Bitcoin in handelbare Satoshi unterteilt ( 1 Bitcoin = 100 000 000 Satoshi ) wurden, hat diese Mengenbeschränkung auf maximal 21 Millionen schöpfbare Bitcoin mittlerweile keinerlei stabilisierenden Einfluss auf die Kursentwicklung mehr.
Derzeit – und vermutlich noch lange.- ist Bitcoin ein “Minderheitenprogramm” aber schon derzeit gibt es immer wieder technische Diskussionen über die Grenzen des derzeitigen Konzeptes ( z.B. der Größe – 115 GByte im Mai 2017 -und Synchronisationsdauer ) der verteilten Datenbank der Blockchain zur Dokumentation aller BitCoin-Transaktionen und zur Bestätigung aktuell getätigter Transaktionen , die auf den Rechnern aller Benutzer von Bitcoin laufen (müssen) . Auch die Transaktionskosten könnten durch die steigenden Wartezeiten auf Transaktionsbestätigungen steigen. Wenn sich die Wartezeiten auf Transaktionsbestätigungen im derzeitigen Konzept der verteilten Datenbanken nicht beschränken lassen, dann wird vermutlich auch das Konzept der Transparenz ( und Verfälschungsicherheit ) durch Transaktionsbestätigungen aus unterschiedlichen, örtlich verteilten, Datenbanken – mit jeweils gleichem Inhalt- sich nicht weiter aufrechthalten lassen und werden zur Beschränkung der maximalen Wartezeit vermutlich eigene zentrale Bestätigungsknoten eingerichtet werden müssen – und ein weiterer der immer wieder gepriesenene Vorteile von Bitcoin ( keine zentralen Einrichtungen/Instanzen ) wird dann Geschichte sein.
Servus Erich,
Du hast es eben sehr schön selbst beschrieben. Beim Einzahlen auf eine Prepaid Karte ist eine Ausweisleistung erforderlich. Die Prepaid Karte ist daher mit meiner Identität verknüpft.
Das unterscheidet sehr wohl von Bargeld, denn Bargeld ist auch ohne Ausweisleistung gültig. Daher vollkommen anonym. Vergleichbar wäre eine Prepaid Karte die anonym aufgeladen werden kann.
Wir können gerne über die Vor und Nachteile dieser beiden Varianten diskutieren.
LG Werner
Ich möchte zum auslösenden Mail etwas sagen, jenem in welchem die Frage aufgeworfen wird (O-Ton):
Hat es der Club Computer wirklich notwendig, die bedenklichen Theorien solcher Gruppen für organisierten Betrug zu unterstützen und damit womöglich noch in den Verdacht der Mittäterschaft zu geraten?
Es geht nicht darum BitCoin per se zu “unterstützen”. Es geht vielmehr darum das Thema Digitale Währung zu diskutieren und pro und contras aufzuzeigen. Der Autor der eMail hat mit seiner Frage das “darüber diskutieren und informieren” mit “es zu unterstüzten” gleichgestellt. Dem ist natürlich nicht so.
Totschweigen wäre nämlich auch keine Lösung der durchaus mit BitCoin verknüpften Probleme …
Noch ein Nachtrag zur “Dezentraliät” von Bitcoin :
Wenn keine elektrische Energie zur Verfügung steht – sei es, weil nur die Batterien meines Gerätes gerade leer sind oder aber vielleicht auch die öffentliche Stromversorgung gestört ist ,
wenn ein Internetzugang zufolge technischer Konfigurataions- Probleme ( z.B. nach einem Betriebsystem -Update) gerade nicht zur Verfügung steht – ich aber selbst das Problem nicht finden kann ,
mein Internet Provider gerade Probleme – z.B. mit Hackerangriffen – hat und daher die Anmeldung unter meinem Account gerade technisch nicht möglich ist,
die beteiligten Netzprovider gerade Probleme haben und z.B. die benachbarte Mobilfunkstation gerade gestört ist, ich aber nicht die Möglichkeit habe, meinen Standort zu ändern oder
die einzige (Festnetz-) Leitung im Tal gerade wegen eines Hochwassers, Hangrutsches o.ä. unterbrochen ist
oder nur mein Internet-Account gerade nicht nutzbar ist, weil ich mein monatliches Entgelt nicht rechtzeitig gezahlt habe
In all diesen Fällen bin ich auf “zentrale” Dienstleister angewiesen, nur um meinen Bitcon-Werte überhaupt erreichen und darüber verfügen zu können. Und vielelicht gibt’s noch einige weitere Spezilafälle, an die ich noch gar nicht gedacht habe.
Mit der behaupteten Dezentralität – der Unabhängigkeit von irgnedwelchen zentralen Autoritäten bzw. Instanzen – ist’s also auch bei Bitcoin nicht weit her.
Richtig ist lediglich, dass diese “neuen” zentralen Instanzen nicht mehr der Finanzwirtschaft zuzurechenen sind und nicht mehr z.B. Zentralbanken zu diesen “neuen” auch für Bitcoin erfoderlichen zentralen Instanzen gehören.
Und auch die Anonymität der Zahlungen mit Bitcoin ist sehr “relativ” :
Nämlich nur dann “gesichert”, wenn im Gegenzug fü die Zahlung mit BitCoin keinerlei Ware bzw. Leistung geliefert werden muss. Denn nur mit der Lieferung virtueller Waren/Dienstleistungen ( die vielleicht auch durch Auslieferung eines Passwortes an eine – vorläufig noch – anonyme Mailadresse in Anspruch genommen/konsumiert werden können ) wird wohl kaum jemand auf unserem Planeten überleben können.
Herlömmliche Währung werden/wurden
lange Zeit “nur” durch schönen Muscheln/Steine und
in neueren Zeiten durch von jedermann klar (ohne besondere Hilfsmittel) – und zufolge der vielleicht verwendeten Edelmetalle oder und künstlerischen/handwerklichen Gestaltung – deutlich als wertvoll erkennbaren Münzen bzw. Geldscheine repräsentiert.
Worin besteht aber der klar von jedermann verstandene und leicht erkennbare Wert von Bitcoin ?
Gestern wurde in der ORF Sendung REPORT das Thema BitCoin thematisiert.
Es wurden Pros und Contras angesprochen. Auch ein Sprecher der Nationalbank hat seine Sicht auf BitCoin erklärt. Siehe: http://tvthek.orf.at/profile/Report/11523134
Halte es daher für völlig unbedenklich, dass sich auch die Digital Society mit dem Thema BitCoin bzw Digitale Währungen auseinandersetzt 🙂