Führung und Corona
Das Jahr 2020 hat sehr viel verändert. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen auch im zweiten Lockdown im Homeoffice. Wir hatten in der Digital Society Anfang März 2021 – ca. zwei Wochen vor dem Lockdown unseren DigiCircle – Culture mit Personalverantwortlichen und haben das Thema #NewWork diskutiert. Die Personalverantwortlichen haben gemeinschaftlich beklagt, dass sie gerne mehr in Richtung flexibler Arbeitskultur anbieten würden, dass aber die Chefs dagegen wären. Manche Geschäftsführer befürchteten, dass die eigenen Mitarbeiter im Homeoffice weniger produktiv wären, weil man sie nicht mehr so gut “unter Kontrolle” hätte, wie im Büro. Ich selbst hatte als Geschäftsführer eines Unternehmens vor einigen Jahren Diskussionen mit meinem Eigentümervertreter, dass ich meine Mitarbeitenden am Montag und am Freitag nicht ins Homeoffice schicken darf, weil es die Befürchtung gab, dass sich die Mitarbeitenden dann ein verlängertes Wochenende machen.
Kaum drei Monate später hatten wir im Juni 2020 einen DigiCircle – Leadership mit GeschäftsführerInnen und sprachen über das Thema Homeoffice. In dieser Runde waren sich die Chefs einig. Viele von ihnen waren skeptisch, aber es hat sich herausgestellt, dass Homeoffice besser funktioniert hat als erwartet. Die Mitarbeiter waren teilweise produktiver.
Sogar produzierende Unternehmen haben größere Teile ihrer Belegschaft im Homeoffice beschäftigt. Natürlich geht das nicht bei allen Jobs, aber sogar in der Produktion war durch digitale Hilfsmittel viel möglich und es mussten nur noch jene Mitarbeiter vor Ort sein, die tatsächlich die Maschinen bedienen, die Maschinen mit Material versorgen.
Die Ängste der Geschäftsführung
Diese Diskussion mit der Geschäftsführungsrunde ( DigiCircle – Leadership ) zeigte dass viele der Ängste der Geschäftsführung unbegründet waren. Wenn die Belegschaft motiviert ist, und denn Sinn in der eigenen Arbeit sieht, dann haben Führungskräfte in der Corona Krise erkannt, dass man eher die Mitarbeiter davon abhalten muss zu viel zu arbeiten und auch die Ruhezeiten einzuhalten.
Mitarbeiter sind produktiver, wenn sie eigenverantwortlich arbeiten können und sie ihre Arbeit für sinnvoll erachten. Eigenverantwortung benötigt wie das Wort bereits sagt Verantwortung für die Erfüllung bestimmter Aufgaben. Das bedeutet auch, dass eine Führungskraft das Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter setzen muss, dass diese innerhalb der definierten Verantwortungsbereiche ihre Arbeit auch eigenständig und verlässlich durchführen. Die Rolle der Führungskräfte verändert sich weg vom fachlich besten Mitarbeiter der in diese Position befördert wurde, weil er der beste in seinem Team war und die Arbeit seiner Mitarbeiter damit am besten überwachen kann – hin zu einer Führungskraft die als Mentor und Coach dafür da ist, das Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende aufblühen können und ihr volles Potential entfalten.
Das Experiment: Tele-Haase
Das Wiener mittelständische Unternehmen Tele-Haase hat den Lackmustest gemacht. Das Unternehmen ist so weit gegangen, dass es die Chefs abgeschafft hat. Das Unternehmen ist selbstorganisierend. Die Rolle des Geschäftsführers gibt es natürlich nach außen nach wie vor, weil es durch das GmbH Gesetz so definiert ist. Nach innen gerichtet hat der Geschäftsführer den Titel “Regisseur” und die gleichen Befugnisse wie die Belegschaft des Unternehmens, solange es nicht die persönliche Haftung des Geschäftsführers berührt.
Das Beispiel Tele Haase zeigt, dass diese Art der Organisation funktionieren kann. Das Unternehmen ist profitabel und es ist durch die Abschaffung der Chefs nicht Anarchie ausgebrochen. Mitarbeitende erkennen durch die Übertragung von Verantwortung, dass manche Entscheidungen doch nicht so einfach zu treffen sind, wie am Stammtisch. Bei Tele-Haase haben auch einige Mitarbeitende erkannt, dass ihnen die übertragene Verantwortung gar nicht so liegt, und dass es vorher bequemer war. Einige haben das Unternehmen daher verlassen und sich ein traditionelles Unternehmen gesucht wo es eine traditionelle Rollen- und Verantwortungsverteilung gibt.
Impulse für die Geschäftsführung
Das Experiment von Tele-Haase zeigt aber dass derartige Ansätze funktionieren können und wenn andere Unternehmen vielleicht im ersten Schritt nicht gleich die Chefs ganz abschaffen, man doch sehr viel von den Ansätzen lernen kann. Wir diskutieren dieses Thema bei unserem nächsten DigiCircle – Leadership (unser Netzwerk für die Geschäftsführung) . Zum Kennenlernen laden wir Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer herzlich ein, einmal kostenlos an diesem DigiCircle teilzunehmen.
09.03.2021 16:30 – 18:00 |
Sind Chefs noch gefragt? Ort: Online Die Community für die Geschäftsführung / CEO |
Diskussion mit ExpertInnen und Ihnen
Für die betroffenen Mitarbeitenden sowie Führungskräfte gibt es unseren Digitalk der sich ebenfalls unter anderem dieses Themas annimmt:
24.02.2021 18:30 – 21:00 |
New Work – Gesellschaftliche Herausforderungen durch die digitale Transformation Ort: Online Für digital Interessierte |
Digitale Transformation
Die Digitale Transformation oder auch „Digitaler Wandel“ bezeichnet einen fortlaufenden, in digitalen Technologien begründeten Veränderungsprozess, der die gesamte Gesellschaft und besonders auch Unternehmen betrifft.
Es geht also um den Veränderungsprozess, der zwar durch digitale Technologien verursacht wird, und bei dem teilweise digitale Technologien Lösungsansätze bieten können. Die wichtigen Themen sind Strategie, Führung, Innovation, Agilität und Unternehmenskultur.
Digital Society: Ihr Lotse in der digitalen Transformation
Die Digital Society ist ein gemeinnütziger Verein mit Veranstaltungen als neutrale Plattform zum offenen Austausch ohne Verkaufsinteresse für digitale Produkte und Dienstleistungen. Daher sind Beratungsunternehmen einer Teilnahme ausgeschlossen. Wir bieten Ihnen:
- Impulsvorträge, Zugang zu unseren ExpertInnen und Erfahrungsaustausch und Diskussion mit Peers in unseren monatlichen DigiCircle
- Vorstellung und Diskussion von Chancen und Risiken neuer Technologien in unseren monatlichen DigiTalks
- Erarbeitung von Herausforderungen, Lösungen, Best Practices in unseren DigiTeams
- Dokumentation von Lösungen, Best Practices, sowie Forderungen an die Politik in unseren DigiPapers
- Interessensvertretung der Mitgliederinteressen
- Ausbau Ihres Netzwerks zu anderen Unternehmen und in die Politik auf unseren Veranstaltungen unseren Sommerheurigen sowie unserer Weihnachtsfeier
Nähere Informationen zu unseren Leistungen sind hier zu finden.
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Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.