Ich war heute (22.10.2018) als Experte der Digital Society auf der internationalen Konferenz “Digital works for people” der Arbeiterkammer vertreten. Es waren über 200 Personen aus unterschiedlichsten Bereichen (Arbeiterkammer, Betriebsräte, aber auch Unternehmensvertreter, NGO’s und Wirtschaftsvertreter dabei.

Die Konferenz fand im Odeon Theater im 2. Bezirk statt. Der Saal des Theaters war der ursprüngliche Handelssaal der Börse für landwirtschaftliche Produkte. Das Format der Veranstaltung war Workshop-artig und die Lokation war ideal dafür. Es standen 9 Tische für Gruppen zur Verfügung. Die Veranstaltung wurde vom “The Innovation in Politics Institute” begleitet.

Man bekam einen Tourguide zugewiesen. Im ersten Teil der Veranstaltung wurden verschiedene Projekte in der Digitalisierung vorgestellt. Jedes Team durfte 2 der 9 Stationen besuchen. Die Stationen stellten jeweils zwei Projekte vor.

Die Projekte die vorgestellt wurden waren in meinem Fall zwei Projekte zum Thema Platform Economy – also Arbeitsvermittlungsplattformen die Arbeit an Freelancer vermitteln. Die zwei Ansätze waren, dass in einem Fall die Plattform von einer unabhängigen Stelle ein Ranking bekommt, das verschiedenste Kriterien berücksichtigt (Fairwork Foundation – von Prof. Mark Graham, University Oxford). Beispielsweise ob die Vermittelten Arbeitskräfte zumindest den Mindestlohn bekommen, wie sie von der Plattform behandelt werden, etc. Im anderen Projekt (das von Mag.a Sylvia Kuba von der AK Wien vorgestellt wurde) konnten die Arbeitnehmer selbst die Plattform bewerten. Die Bewertung der Plattformen – sowohl von unabhängiger Stelle, wie auch von den Arbeitnehmern führt dazu, dass sich die Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer verbessern, weil die Situation plötzlich transparent wird.

Die zweite Station die ich besucht habe, hat zwei unterschiedliche Projekte vorgestellt. Values in Action zur Kalibrierung von Werten von Mitarbeitern und Unternehmen (Vorgestellt von Klara Sucher, Geschäftsführerin von Unlearn), und das Projekt xStarters (vorgestellt von Dr. Nari Kahle) bei dem VW jungen Menschen digitale soziale Innovation begeistern möchte.

Die Vorstellungsrunden der Projekte waren sehr interessant, aber es wurde kein Feedback der Teilnehmer eingeholt. Die “Tour Guides” schrieben für sie wichtige Aussagen auf Kärtchen nieder, die dann in einer Feedbackrunde ins Plenum zurückpräsentiert wurden. Spannender wäre hier Feedback der Teilnehmer in der Runde gewesen. Auch wäre es interessant gewesen alle Stationen besuchen zu können, und nicht nur die Learnings der anderen Teilnehmer ins Plenum zurückgespiegelt zu bekommen.  Das Handout der Konferenz beschreibt aber alle Projekte, also kann man sie zumindest nachlesen.

Nach der Pause wurden in Arbeitsgruppen drei unterschiedliche Themen bearbeitet:

  • Wie kann mit Digitalisierung die Weiterbildung im Betrieb verbessert werden
  • Wie kann mit Digitalisierung die Mitbestimmung und Zusammenarbeit im Betrieb verbessert werden
  • Wie können mit Digitalisierung die Qualität der Arbeit und Arbeitsabläufe verbessert werden

Hier wurde dann der Input der Konferenzteilnehmer gesammelt und verdichtet in einem World Café artigen Format. Die Ergebnisse der Veranstaltung wurden in zwei großen Plakaten dokumentiert.

Ich fand die Veranstaltung insgesamt sehr interessant, und auch gut, dass das gewählte Format recht interaktiv war. Die Lokation im Odeon Theater, war für die Veranstaltung perfekt – und das Veranstaltungsformat besonders dafür, dass sie von der Arbeiterkammer ausgerichtet wurde, recht mutig.

Ich habe bei der Veranstaltung mitgenommen, dass:

  • Die Arbeitnehmer große Sorge haben, dass die Digitalisierung noch immer ausschließlich zur Prozessoptimierung verwendet wird
  • Eine ebenso große Sorge besteht, dass digitale Technologien vor allem zur Überwachung der Mitarbeiter verwendet werden
  • Dass in vielen Unternehmen Consumer Kommunikationstools im betrieblichen Einsatz sind (z.B. WhatsApp aber auch Facebook)

Wichtig im Bereich der digitalen Transformation wird gesehen:

  • Dass Vertrauen zwischen Arbeitgebern (Management) und Mitarbeitern aufgebaut wird.
  • Die Digitalisierung führt zur Steigerung der Transparenz, wenn Daten offen gelegt werden. Sie führt aber auch zu einer Machtverschiebung wenn Daten nicht offen gelegt werden – hin zu dem, der sie besitzt.
  • Betriebsvereinbarungen müssen flexibler werden, das ist aber auch problematisch – denn Betriebsvereinbarungen schreiben Machtverhältnisse nieder. Veränderungen können zu Verschiebungen führen.
  • Dass kleine Schritte gegangen werden (um die Menschen nicht zu überfordern, aber auch um am Weg lernen zu können)
  • Das Wissen zur Digitalisierung in vielen Bereichen fehlt (bei Mitarbeitern, bei Betriebsräten um die Veränderungen überhaupt interpretieren zu können und auch beim Management).
    Als Beispiel für eine Intervention im Management wurde beispielsweise genannt, die Manager eines großen deutschen Autobauers dazu zu bringen, einmal selbst Carsharing zu verwenden.

Für die Digital Society habe ich aus der Konferenz mitgenommen, dass es in vielen Betrieben große Unsicherheiten und auch noch viel Aufholbedarf im Bereich des Wissens über die digitale Transformation gibt. Unternehmen (sowohl Mitarbeiter, Mitarbeitervertreter – aber auch in vielen Bereichen das Management von Unternehmen) benötigen dringend Hilfe bei der Reise. Veranstaltungen wie die “Digital works for people” helfen das Bewusstsein zu bilden und den Austausch zu fördern. digitale Transformation scheint noch immer in vielen Betrieben alleine als Effizienzsteigerungsmaßnahme gesehen zu werden. Das ist das Denken der zurückliegenden Jahrzehnte. Bei der digitalen Transformation rückt der Mensch in den Mittelpunkt – als Kunde wie auch als Mitarbeiter.

 

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Werner Illsinger

Präsident bei Digital Society
Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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