Presseförderung für Gratiszeitungen?

Laut aktuellen Medienberichten will Kanzleramtsminister Drozda die Presseförderung reformieren. Der zur Verfügung stehende Topf soll von 8 auf 17 Millionen aufgestockt und damit mehr als verdoppelt werden. Um auch Online Redaktionen zu fördern wird in Zukunft auf die Mitarbeiteranzahl abgezielt. Wochenmedien sollen ab 3 Mitarbeitern, Tagesmedien ab 6 Mitarbeitern gefördert werden. Fördervoraussetzung ist eine “universelle Berichterstattung”

Drodzda hatte auch angekündigt, dass auch Gratismedien wie Österreich und Heute oder sogar das FPÖ nahe Unzensuriert.at, das vor allem mit der Verbreitung nahe an der Verhetzung liegender “alternative Facts” auffällt, um die Förderung ansuchen können – weil, so Drozda auch dort “ordentliche” Journalisten gäbe.

Qualitätsjounalismus

Qualitativ guter Journalismus ist ein wichtiger Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Journalisten haben die Aufgabe die Öffentlichkeit sachlich und faktenbasiert zu informieren. Dazu ist es notwendig Dinge zu hinterfragen, zu recherchieren, Fakten zu prüfen. Qualitativer Journalismus ist daher zeitintensiv, benötigt Personal. Personal ist allerdings auch der größte Kostenfaktor von (Print-)medien. Einfacher ist es Inhalte einfach abzuschreiben, statt selbst zu recherchieren – und in reißerische Überschriften zu verpacken (s.g. Clickbaits) um möglichst viele Zugriffe bzw. eine möglichst hohe Auflage zu erzielen.

Warum Presseförderung?

Die Presseförderung ist wichtiger denn je, weil den Medien die Finanzierung abhanden kommt. Früher ging ein großer Anteil des Werbebudgets von Unternehmen in oft ganzseitige Werbeeinschaltungen in Zeitungen und Zeitschriften. Dieses Werbebudget verlagert sich immer mehr Richtung Online (zu Facebook und Google). Den Redaktionen fehlt daher das Geld ihre Journalisten zu finanzieren. Die Online Medien hingegen haben keinen eigenen Inhalt (weder Facebook noch Google) sondern leben vor allem vom Content der klassischen Medien bzw. der Benutzer. Das folgende Bild zeigt die Situation in den USA, allerdings wird diese in Österreich nicht viel unterschiedlich sein:

Werbeeinnahmen Online vs. Print

Verdopplung der Presseförderungen?

Auf den ersten Blick erscheint eine mehr als Verdopplung der Presseförderungen viel. Sehen wir uns dazu die Entwicklung der Presseförderungen über die letzten Jahre an:

Entwicklung der Presseförderungen in Österreich

Entwicklung der Presseförderung in Österreich 2004-20015

Wir sehen also, dass die Presseförderung im Zeitraum 2004 bis 2015 von 13,5 auf 7 Mio abgenommen hat – und das in Zeiten in denen die Medien starkem Druck ausgesetzt sind. Der Druck kommt also von zwei Seiten. Einerseits verlieren die Medien Einnahmen an Online Advertiser wie Facebook und Google – auf der anderen Seite entzieht die öffentliche Hand einen Großteil der Förderungen. Der Verband Österreichischer Zeitungsherausgeber (VÖZ) forderte 35 Mio an Förderungen. 17 Mio. scheinen hier also ein realistischer Ansatz zu sein.

Fazit

Die Erhöhung der Presseförderung ist gut und notwendig. 2004 wurden 13,5 Millionen an Förderungen ausgeschüttet, und damals ging es den Medien noch besser. 17 Millionen erscheinen daher nicht zu hoch gegriffen zu sein, um qualitativen Journalismus in Österreich zu fördern, der seiner Kontrollfunktion nachkommt und die Bürger mit recherchierten Informationen versorgt.

Ebenfalls gut ist, dass die Förderung nicht mehr ausschließlich für Printmedien gilt. Es geht um qualitativ gute Inhalte – nicht um die Form der Verteilung. Daher ist das Ziel auch online Medien zu fördern ein zu begrüßendes.

Was es aber unbedingt braucht ist eine Bindung der Förderung an die Qualität des Mediums. Es soll Qualitätsjournalismus gefördert werden. Also guter, investigativer, faktenbasierender Journalismus. Es ist natürlich schwierig Qualität sachlich messbar zu machen. Auch ist die Gefahr hier groß, dass sofort “Zensur” gerufen wird.

Ein guter Anfang wäre hier sicherlich der Österreichische Presserat. Der Österreichische Presserat versteht sich als moderne Selbstregulierungseinrichtung im Pressebereich, die der redaktionellen Qualitätssicherung sowie der Gewährleistung der Pressefreiheit dient.

Der Presserat hat einen Ehrenkodex – dem sich seine Mitglieder unterwerfen. Die Gratis Zeitungen Heute oder auch Österreich vermisst man auf dieser Liste ebenso wie Unzensuriert.at – und das hat wohl seine Gründe. Wenn man also die Presseförderung von einer Akzeptanz und Unterwerfung des Ehrenkodex des Presserates abhängig machen würde, wären wir bereits einen entscheidenden Schritt weiter. Ebenso sollte jeder Verstoß gegen den Ehrenkodex eine negative Auswirkung auf die Auszahlung der Förderungen haben.

Zusammenfassung

  • Die Erhöhung der Presseförderung ist zu begrüßen – die Reduktion der letzten Jahre war eine Fehlentwicklung die korrigiert werden muß
  • Die Einbeziehung von Online Medien war schon lange überfällig um die Presseförderung der modernen Zeit anzupassen.
  • Die Bindung an die Anzahl von beschäftigten Journalisten ist sinnvoll.
  • Die Förderung muß dringend an Qualitätskriterien gebunden werden.
  • Medien, die diese Qualitätskriterien nicht erfüllen müssen vom Erhalt der Förderungen ausgeschlossen werden.
  • Diese Kriterien müssen auch für Inserate der öffentlichen Hand in diesen Medien gelten, nicht nur für Förderungen