Heute vor einem Jahr waren wir in Vorfreude was uns das neue Jahr 2020 bringen wird. Wir wurden überrascht.

2020 hat uns etwas beschert, wovor Experten schon lange gewarnt hatten. Die Politik hat diese Warnungen nicht ernst genommen und daher traf uns die Pandemie unvorbereitet. Wir können und sollten diese Erfahrungen aber nutzen, um es ab 2021 besser zu machen.

Spitäler und Ärzte hatten kaum Schutzausrüstungen zur Verfügung. Wir wussten in Österreich nicht wie viele Beatmungsgeräte wir überhaupt zur Verfügung haben, weil das Ländersache ist. Wir haben in der Krise auch viel gelernt. Wir sind abhängig von globalen Lieferketten. Es gibt kaum Produzenten von Schutzausrüstung in Europa, und auch in der Medikamentenversorgung sind wir abhängig. Es war also nicht nur im März kein Klopapier mehr zu bekommen, sondern auch viele Medikamente hatten lange Lieferzeiten. Wenn wir also in der Krise eines gelernt haben, dann ist es dass wir auch darauf achten müssen, dass unser Land funktioniert, auch wenn es keine täglichen Langstreckenflüge in alle Gegenden der Welt gibt. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass es zu Pandemien oder anderen Katastrophen kommt. Es ist eigentlich nicht wichtig, ob eine Schutzmaske € 1,40 in China oder € 2,20 in Österreich kostet. Es ist wichtig welche zu haben, wenn man sie benötigt. Das gilt für uns zu Hause (Zivilschutz) aber auch für Unternehmen und den Staat selbst (Resilienz).

Eine weitere Lehre, die wir aus der Krise gezogen haben, ist wie wichtig es ist, Daten aktuell, vertrauenswürdig, nachvollziehbar, transparent und offen zur Verfügung zu haben. Es hat sich in der Krise gezeigt, dass wir hier nicht gut aufgestellt sind. Zum einen sind viele wesentliche Daten nicht zur Verfügung gestanden (ist ein Patient aus der Intensivstation entlassen worden, oder ist er verstorben) zum anderen waren sie nicht zugänglich. Der renommierte Statistik Professor Erich Neuwirth hat das des Öfteren kritisiert. Gerade, wenn von der Regierung Entscheidungen getroffen werden müssen, die einschneidende Maßnahmen in das Leben der Menschen und Betriebe erfordert, müssen diese durch offen verfügbare Daten und klar definierte Kriterien für die Allgemeinheit nachvollziehbar sein. Die Digital Society stellt hier schon seit langem die Forderung nach der Offenlegung von Daten der öffentlichen Verwaltung (Verwaltungstransparenz sowie Open Government Data).

Auch die Einreichung und Wartezeiten auf diverse Förderprogramme hat uns gezeigt, dass in der Verwaltungsvereinfachung und Digitalisierung der Verwaltungsprozesse im Sinne der Bürger noch viel Luft nach Oben ist.

In Österreich sind wir laut dem DESI Index der Europäischen Union aus 2020 schlecht aufgestellt, was die Nutzung digitaler Services betrifft. Wir sind in Österreich Skeptiker, was Veränderungen betrifft. Karl Kraus soll gesagt haben: “Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später.” Diese Einstellung scheinen wir uns auch in der digitalen Welt bewahrt zu haben. Hier hat uns die Pandemie vermutlich einen großen Schritt nach Vorne gebracht. Anfang März hatten wir eine Runde von Personalverantwortlichen bei einem DigiCircle in der Digital Society zu Gast. Die Diskussion ergab, dass die Personalverantwortlichen gerne rascher flexible Arbeitsmodelle umsetzen würden. Die Geschäftsführer(innen) seien hier aber sehr zurückhaltend, weil befürchtet wurde, dass Mitarbeiter(innen) im Homeoffice weniger produktiv wären. Genau 10 Tage nach dieser Veranstaltung gab es den ersten Lockdown und alle saßen von einem auf den anderen Tag im Homeoffice. Und wie eine Runde von Geschäftsführer(innen) im Juni zugaben, funktionierte es deutlich besser als erwartet. Mobiles Arbeiten wird also in Zukunft voraussichtlich einen wesentlich größeren Stellenwert haben, als das vor dem März 2020 der Fall war.

Hier ist auch das Thema Mitarbeiterführung wichtig. Es geht also nicht mehr vorwiegend um Management. Also Menschen zu sagen, was sie zu tun haben, sie dazu anzuleiten und das Ergebnis zu kontrollieren. Es geht vorwiegend um Führung, also Menschen zu motivieren selbst gerne und aus Begeisterung zum Unternehmenserfolg beizutragen. Bei Unternehmen die begeisterte Mitarbeiter haben, und wo Führungskräfte in der Rolle von Mentoren sind, hat die Umstellung aufs Homeoffice auch ausgezeichnet geklappt. Wenn das schon gut funktionieren würde, hätten wir keine Restaurantkette mit dem Namen “Thank God it’s Friday”. Viel zu viele Menschen gehen noch immer am Montag ins Büro nur um sich aufs Wochenende zu freuen. Hier gibt es also noch einigen Aufholbedarf.

Ein Aspekt macht große Sorgen. Laut KSV sind 2020 um 40% weniger Unternehmen in Insolvenz geraten als im Jahr zuvor. War das Jahr 2020 für die Betriebe besser? Nein, natürlich nicht. Viele Unternehmen haben nur aufgrund der Staatshilfen überlebt. Es ist zu befürchten, dass viele Unternehmen die nächsten Jahre nicht überleben werden. Es wird daher auch mehr Arbeitslose geben. Es gibt zwar auch in der Krise einen Fachkräftemangel – gute Mitarbeiter(innen) sind trotz hoher Arbeitslosigkeit schwer zu finden. Wie passt das zusammen? Es werden gute Fachkräfte mit ausgezeichneter Ausbildung gesucht. Weniger qualifizierte Menschen haben es aber schwer. Es ist schwierig aus einem Taxifahrer, Kellner oder Supermarktkassierin eine(n) Data Analyst(in) zu machen. Erstere wird es in Zukunft weniger geben. Zweitere werden händeringend gesucht. Jede Form der Weiterbildung Richtung digitaler Kenntnisse ist hilfreich. Auch klassische Berufe wie Mechaniker werden in Zukunft weniger benötigt. Heute sind es eher Mechatroniker die händeringend gesucht werden. Dem Fachkräftemangel entgegen wirken kann ein Unternehmen auch mit einem ausgezeichneten Betriebsklima. Fachkräfte können sich ihre Arbeitgeber aussuchen. Die meisten werden sich Unternehmen mit einem guten Betriebsklima und einer guten Unternehmenskultur aussuchen, die ein modernes Arbeitsumfeld mit großen Freiheitsgraden bieten.

Es zeigt sich, dass vor allem Unternehmen Hausaufgaben zu machen haben. Unternehmen welche bereits 2020 digitale Geschäftsmodelle hatten, haben auch im heurigen Jahr gut abgeschnitten. Viele (auch kleinere Unternehmen wurden erfinderisch und haben mit hybriden Geschäftsmodellen auch mit geschlossenen Geschäften und Restaurants ihren Kunden innovative Lösungen angeboten. Wir sind sicher, dass diese Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein werden. Die Unternehmenswelt hat sich durch die Corona Krise verändert. Wir werden hier nicht mehr zur guten alten Zeit (vor März 2020) zurückkehren. Viele der Veränderungen werden bleiben. Es ist daher notwendig, dass Betriebe die neuen Möglichkeiten für sich nutzen (virtuelle Verkaufsrundgänge, Lieferdienste, Abholmöglichkeiten, neue Partnerschaften) und diese auch als große Chance und nicht nur als Bedrohung sehen.

Wir sehen, dass die Corona Krise uns viele neue Chancen aufgezeigt hat. Es werden aber nach der Krise schwierige Zeiten auf uns zukommen, auch wenn die Geschäfte dann wieder geöffnet haben können, und wir uns vielleicht ab dem 2. Halbjahr mit weniger Mund- und Nasenschutz in der Öffentichkeit bewegen können. Um bestmöglich aus dieser Krise herauszukommen, müssen wir die Chancen bestmöglich nutzen. Die Digital Society hilft dabei.

Im 1. Quartal 2021 beschäftigen wir uns mit dem Thema “New Work” also die neue Welt des Arbeitens. Homeoffice war das Thema 2021. Wir wollen aufzeigen, welche Technologien es bereits für die mobile Arbeit gibt, und welche Rahmenbedingungen dafür noch geschaffen werden müssen. Dazu haben wir folgende Angebote für Sie:

DigiTalks
Unsere DigiTalks sind monatliche Vortrags und Diskussionsveranstaltungen, die sich im Q1 damit beschäftigen, wie sich unsere Arbeitswelt verändert.

DigiCircles
Unsere DigiCircles sind monatliche Veranstaltungen für Führungskräfte in Unternehmen zu unterschiedlichen Themenbereichen der digitalen Transformation

DigiPaper
In unserem DigiPaper Zukunft der Wissensarbeit haben wir die Veränderungen in der Wissensarbeit, beeinflussende Technologien diskutiert und dokumentiert, welche veränderten Rahmenbedingungen wir zur optimalen Nutzung benötigen.
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