Jeder Würstelstand zahlt mehr Steuern als die globalen Großkonzerne. Das verzerrt den Wettbewerb. Lokale Unternehmen sind gegenüber diesen globalen Playern benachteiligt. Der Würstelstand kann nicht zum Finanzminister gehen und damit drohen sich in Luxemburg anzusiedeln, weil dort zahlt er nur 1% Unternehmenssteuer. Mindeststeuersätze für Konzerne wären eine adäquate Lösung.
Wir liefern uns in Europa einen eifrigen Wettbewerb welches Land weniger Steuer für Konzerngewinne verlangt. Es gibt Länder die ihren Gestaltungsspielraum bei Steuern ausnützen und großen Konzernen Rabatte bei den Unternehmenssteuern einräumen, damit diese Ihren Hauptsitz in dieses Land verlegen und damit dort besteuert werden. Irland, Luxemburg und Malta sind hier Vorreiter innerhalb der EU.
Da es im EU Raum Doppelbesteuerungsabkommen gibt, und Unternehmensgewinnen nur in einem Land besteuert werden können, siedeln sich die Unternehmen in jenem Land an, das Ihnen den besten “Deal” gibt.
Der EU-Kommission ist das nicht recht aber sie kann auch nichts dagegen unternehmen. Da Steuern eine Angelegenheit der Mitgliedsländer ist. Es wurde bei der Einführung der gemeinsamen Währung verabsäumt auch eine gemeinsame Fiskalpolitik zu definieren.
Das Gericht der Europäischen Union (EuG) hat erst vor kurzem im Steuerstreit mit Luxemburg gegen die EU-Kommission entschieden. Die Behörde hatte Amazon 2017 zu Unrecht eine Steuernachzahlung von 250 Millionen Euro an seiner Europazentrale in Luxemburg aufgebrummt, urteilte das Gericht.
Nun gibt es einen Vorstoß der US-Regierung unter Präsident Biden. Vertreter der US-Regierung haben bei Verhandlungen im Rahmen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen globalen Mindeststeuersatz für Konzerne in Höhe von 15 Prozent vorgeschlagen. Das wäre ein wichtiger und richtiger Schritt um einen fairen Wettbewerb zu etablieren, und auch um die Finanzierung der Infrastruktur die diese Konzerne intensiv nutzen auch mitzufinanzieren. Schließlich wollen diese Unternehmen auch die Straßen benutzen, gut ausgebildete Mitarbeitende haben, etc. Das alles wird aus Steuern finanziert. Diese Unternehmen tragen aber kaum etwas zur Finanzierung bei.
Nicht überraschend sind die Niedrigsteuerländer innerhalb der EU von diesem Vorschlag nicht begeistert.
Eine derartige Mindeststeuer ist eine langjährige Forderung der Digital Society. Warum interessiert das die Digital Society? Weil vor allem der Online-Handel und große Digitalkonzerne von diesem Thema betroffen sind. Wir hoffen, dass nun Bewegung in die Sache kommt.
Unsere Forderungen
- Faire Besteuerung
Großkonzerne sollen es sich nicht richten können. Für kleine Unternehmen ist es wettbewerbsverzerrend, dass die Großen kaum Steuer zahlen. Für Bürger ist es unverständlich, dass z.B. Amazon die Straßen intensiv nutzt um seine Pakete an die Konsument*innen zu bringen, aber im Grunde nichts zur Finanzierung der Straßen beiträgt.
Über uns
Die Digital Society ist ein gemeinnütziger Verein. Wir unterstützen Menschen und Unternehmen dabei, die digitale Transformation positiv zu gestalten und zu nutzen. Als Interessensvertretung agieren wir im Sinne der Gesellschaft, frei von Einzelinteressen. Regelmäßige Beiträge stellen unsere Unabhängigkeit sicher.
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Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.