Amazon Fresh
Amazon Fresh ist ein Service von Amazon, dass es nach einem Pilot im Bundesstaat Washington seit geraumer Zeit auch an der Westküste der USA gibt. Dabei stellt Amazon frische Lebensmittel (Gemüse, Milch, Fleisch, Eier, Wein, …) nach Bestellung im Onlinestore mit einer eigenen Lieferflotte zu. In den USA hat Amazon Fresh mittlerweile 22% des Online Lebensmittelmarktes in den USA erobert (der allerdings noch recht klein ist).
Amazon hofft, mit der Hauptzustellung eines seiner Probleme zu lösen: Die Profitabilität. Durch die Zustellflotte die täglich frisch liefert, kann man auch andere Produkte täglich mit der eigenen Flotte zustellen. Damit wird die Lieferung die heute einen großen Anteil an den Kosten vor allem bei günstigeren Produkten hat günstiger.
Lebensmittel sind derzeit nur ein sehr kleiner Markt, da das größte Problem derzeit die frische Lieferung bis zum Kunden ist, wenn man aber entsprechende Volumen umsetzt, dann kann Amazon auch in diesen Bereich eindringen. Es ist also durchaus möglich, dass sich in einiger Zeit auch unsere lokalen Supermärkte wie Billa, Spar und Hofer warm anziehen müssen und die Kunden auch dazu übergehen bequem per Mausclick von zu Hause den Wocheneinkauf erledigen.
Bericht und englisches Video auf Boomberg
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Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
Wie frische Lebensmittel – noch dazu vielleicht auch noch mit einem bestimmten Qualitätsanspruch wie z.B. “Bio”, “Vegan”, oder/und lokalen Ursprungs in das Konzept eines zentralen Wagenparks einer zentralen Logistik ( mit Zentrallager und Lieferung zu diesem Zentrallager bzw. Auslieferung aus diesem Zentrallager ) und noch dazu kostengünstig für Amazon selbst und auch seine Kunden unter einen Hut gebracht werden kann, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Wenn ich die Idee dahinter richtig verstanden habe, erhofft sich Amazon aus der regelmäßigen Belieferung seiner Kunden mit Lebensmitteln Synergieffekte für die Auslieferung anderer Waren – eventuell sogar durch gemeinsame Auslieferung mit einem Fahrzeug und vor allem auch die Unabhängigleit von anderen Fahrzeugflotten z.B. beauftragter Spediteure.
Das würde dann aber bedeuten, dass Amazon – wie leider viele andere Lebensmittel-Handelsketten ohnehin auch schon lange – ganz massiv Druck auf die Herstellerpreise und auch die Beschaffenheit ( opimierte Lebensmittel-Qualität für lange Haltbarkeit und Transportfähigkeit) ausüben würde – und von den Herstellern die Anlieferung an ihr(e) Zentrallager verlangen würde.
Ob dann die gemeinsame Auslieferung von Lebensmitteln und anderen Waren in einem Fahrzeug zufolge der – schon aus hygienischen Gründen (aber auch wegen Geruchsbeinflussungen) erforderlichen – getrennten Ausführung der Laderäume noch wirtschaftlich tragbar ist, scheint mir mehr als fraglich zu sein.
Und jeder lokale Qualitätsproduzent wäre vermutlich schlecht beraten, seine Waren über Amazon ausliefern zu lassen bzw. Amazon zu beliefern.
Amazon könnte aber natürlich ohnehin zumeist schon per Luftfracht angelieferten Lebensmittel über Amazon-Lager auf großen Flughäfen ausliefern, doch sind derartige Lebensmittell für “nachhaltig” und CO2-bewusst konsumierende Mitbürger ohnehin nicht erste Wahl – selbst wenn sie ein Bio-Zertifikat aufweisen sollten.
Bieten Penny, Hofer, Billa, Spar und wie sie alle heißen mögen diese Dinge?
Kommen die Waren die Du in Supermärkten findest etwa aus der näheren Umgebung?
Es sind die gleichen Waren die Amazon hier ausliefert, die auch in den Regalen der Supermärkten liegen.
Die Zielgruppe ist nicht die derjenigen die am Wochenende zum Bauern fahren um frische Milch in der Glasfalsche und den Schinken von selbst geschlachtetetn Tieren die glücklich auf der Weide leben – wie ich das wöchentlich einmal tue.
LG Werner
Ja , es gibt mittlerweile in den Supermärkten BIO-Ware “aus der Region” – und jedenfalla Ware, die nicht erst per Flugzeug angeliefert werden muss.
Es gab den ganzen letzten Winter (in Wien ) sogar Tomaten aus regionalem Glashaus-Anbau im Supermarkt, und das – den Reifegrad dieser Paradeiser – hat man sowohl gesehen, geschmeckt und vor allem auch gerochen. Und klar ist, das solche Lebensmittel keine mehrtägige Lagerung/Transport in genießbarem Zustand überstehen würden.
Und Ware “direkt vom regionalen Produzenten” bekommt man nicht nur in immer mehr Supermärkten, sondern wird – neben dem Ab-Hof Verkauf – auch von vielen Produzenten selbst direkt an die Kunden ausgeliefert und auf – Got sei Dank – immer noch bestehenden Bauernmärkten auch in den Ballungszentren durch die Produzenten selbst verkauft. Um also Lebensmittel von regionalen Produzenten kaufen zu können, ist in den wenigsten Fällen die persönliche Anreise zu den verschiedenen Ab-Hof Verkaufstellen wirklich erforderlich.
Große (industrielle) Hersteller wie Iglo, Eskimo , .. abe auch lokle Gemüsehändler liefern in ländlichen Regionen auch immer noch selbst – mit eigenen Fahrzeugen – aus.
Manche österreichische Supermärkte bieten schon länger (seit bzw. vor Jahren) Online-Bestellmöglichkeiten und Auslieferung direkt an die Adresse der Besteller – dieses Geschäftsmodell dürfte sich aber – zumindest nach meinen Beobachtungen – nicht wirklich bewährt haben.
Nachdem die Fresh-Sparte von Amazon offenbar auch in den USA noch nicht wirklich ein Erfolg sein dürfte, gebe ich dem Amazon-Geschäftsmodell für frische Lebensmittel in Österreich keine Zukunft.
Andererseits – wenn Kunden tasächlich auch im Bereich des Lebensmittel-Versandhandels auf Amazon-Ideen “abfahren” sollten – müsste genau abgewogen werden, unter welchen Bedingungen Amazon hier überhaupt tätig werden dürfte, da Konzern-unabhägige Einzelhändler (bzw. Produzenten) in Österreich ohnehin schon zumeist nur mehr ein “Orchideen-Dasein” fristen, und der Lebensmittelhandel und die österreichische Eigenproduktion (Landwirtschaft – auch wenn in den meisten Bereichen die Eigenversorgung aus diesen Quellen gar nicht mehr möglich ist) ein wichtiger Teil der sensitiven Infrastruktur unserer Gesellschaft ist.
Und es ist ein bestätigter Trend – gerade bei Lebensmitteln , dass immer mehr Kunden Wert auf die genaue Herkunftsbezeichnung – möglichst aus der eigene Region – legen und immer mehr Kunden auch auf BIO-Marken ( und entsprechend verifizierbare Anbau- und Verabeitungsmethoden) setzen.
Und im Sinne der Nachhaltigkeit bzw. der Minimierung des CO2-Fußabdruckes sind dann auch kürzeste Transportwege zwischen Produzenten , Verarbeitern und Konsumenten gefragt – und natürlich auch weniger Fleischkonsum erforderlich.
Die meiste Bio Ware im Supermarkt ist industriell erzeugte (hoffentlich) BIO Ware. Wie man beim Skandal um Toni’s Freilandeier gesehen hat, ist das Problem auch an diesen Produkten, dass dort mit allen Tricks gearbeitet wird, und man sich offensichtlich auf diesbezügliche Zertifizierungen oder Angaben nur beschränkt verlassen kann. Auch BIO Tierhaltung – heißt nicht automatisch glückliche Hühner. Ich vermute dass Amazon Fresh die exakt gleichen Produkte ausliefert, die auch im Supermarkt lagern. Also von den Produkten her, sollte es keine Unterschiede geben.
LG Werner
Du hast schon recht, dass nicht Alles auch “BIO” ist, was sich als BIO bezeichnet und dass alle Labels und Zertifikate bzw. deren Zertifizierungsmethoden sowohl aus Komsumentensicht als auch aus Produzentensicht immer und regelmäßig zu hinterfragen sind.
Aber unabhängig von allen bereits aufgedeckten und vielleicht noch aufzudeckenden Skandalen im Lebensmittelbereich, ist doch ernsthaft zu hinterfragen, welche Leistung Amazon hier für Konsumenten (und Produzenten) erbringen können sollte, die nicht auch “gleich gut” – wenn nicht sogar besser – durch ohnehin schon bestehende bzw. in Entwicklung befindliche (oder derzeit erst auch nur andenkbare) lokale Infrastruktureinrichtungen der Produzenten, Händler und Konsumenten geleistet werden könnte.
Ich habe den Eindruck, dass viele international tätige Konzerne sich oft über lokal vorgegebene explizit (per Gesetz/Verordnung ) oder implizit (“ungeschriebene Gesetze”, Gepflogenheiten, unklare Vertragsbestimmungen) Vorschriften hinwegsetzen, unter bewusster Inkaufnahme möglicher Verurteilungen und Strafen – einfach weil sie das Risiko empflicher Strafen (auch zufolge ihrer eigenen wirtschaftlichen Größe) als nahezu verschwindend ansehen – und ihnen somit Möglichkeiten offen stehen, die einheimischen Betrieben zufolge des wesentlich größeren (finanziellen) Risikos bei Verletzung irgendwelcher Bestimmungen gleich gar nicht in Betracht ziehen können.
Und beim Versprechen der Lieferung frischer Lebensmittel geht’s auch um die zurückgelegten Kilometer, Lagerzeiten und Umladehäufigkeiten dieser Lebensmittel. Dass – so nebenbei angemerkt – dann im Kundenkreis, der wirlich Wert auf frische , natürliche Lebensmittel legt, auch immer mehr nach “umweltbewussten” und “nachhaltigen” Prinzipien lebende Mitbürger zu finden sind, kommt dann bei der Wahl des Lieferweges bzw. des Lieferanten noch hinzu.
Und wenn Amazon hier ein Businessmodell sieht, warum soll das dann nicht auch für einheimische Produzenten/Händler/Lieferanten ein möglicherweise sogar zukunftsträchtiges Businessmodell sein können ?
Letztlich sind ja fahrende Händler ( auch heute noch in ländlichen Gegenden und auf Märkten in den Ballungsräumen) – so problematisch dies auch bei großer Hitze mit frischen Lebensmitteln ist – lediglich “die Vorläufer”(?) des “modernen” Versandhandels – sogar mit dem Vorteil der physischen Begutachtung der Ware vor dem Kauf und des Bezahlens bei Erhalt der Ware ohne irgendwelche unmittelbaren Mehrkosten für den Bezahlvorgang oder dafür erst erforderliche zusätzliche technische Infrastruktureinrichtungen.
Amazon hat das Zeug dazu die Menge zusammenzubringen. Frisch und Preis hängt vor allem von der Umgesetzten Menge und der Möglichkeit der schnellen Zustellung zusammen.
Wenn Amazon täglich überall hin kommt und große Mengen umsetzen kann, dann haben sie definitiv das Zug dazu es den bestehenden Ketten schwer zu machen.
LG Werner
Wir befinden uns hier gerade wieder in einer “Grundsatzdiskussion” zu wirtschaftspolitischen Fragen, die mit der “Digitalisierung” selbst “nur” insofern zu tun hat, als die “zugrundeliegenen wirtschaftlich/ideologischen Grundsatzfragen” durch den vorgeblichen Fortschritt der “vollständigen Digitalisierung” überdeckt werden und hier gerade eben wieder deutlicher hervorteten.
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Es geht bei Lebensmitteln nicht primär um Menge und Preis, sondern (aus meiner persönlichen Konsumentensicht) um Qualität, Frische, Produktionsbedingungen, Preis, Transportwege, … .
Für mich in dieser Reihenfolge und zugegebenermaßen “idealisiert” dargestellt – nicht bei jeder Kaufentscheidung gilt strikt diese Reihenfolge. Für andere Konsumenten werden andere Reihungskriterien gelten und oft wird vermutlich überhaupt nur die Frage zu stellen sein , welches Obst bzw. Gemüse ( z.B. mit ausreichendem Vitamingehalt ) überhaupt gerade angeboten wird.
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Es stellt sich aber schon die Frage, warum wir so begeistert sein sollen, dass wir “Frischware” ausgerechnet von Amazon im Versandhandel erhalten wollen.
Warum kann uns diese Dienstleistung – der Hauszustellung – nicht auch ein österreichischer oder europäischer Händler , oder gar “die regionalen Produzenten” selbst anbieten ?
Wenn ich die Meldungen richtig verfolgt habe, sind die landwirtschaftlichen Produzenten (und damit meine ich hier nicht nur Großbauern im bei uns in Östereich ohnehin nur mehr spärlich verfügbaren Flachland) ohnehin schon oft genug dem Preisdruck durch monopolartig agierende Händler bzw. Verarbeiter ausgesetzt.
Warum sollen wir diesen Preisdruck auf die Produzenten noch zusätzlich steigern, nachdem Amazon zufolge seiner Wirtschaftsmacht allenfalls alle anderen Abnehmer vom österreichischen Markt verdrängt haben wird ? Gerade in der landwirtschaftlichen Produktion wird das größte Risiko ( z.B. Pflanzen- und Tier-Seuchen, Unwetter, Preisentwicklung von Saatgut, Futtermitteln, Dünger … ) von den Produzenten – und nicht von den Händlern – getragen.
Wie allgemein bekannt sein dürfte, führen ja Monopol-Strukturen – wie sie zufolge Deiner Erwartung Amazon vielleicht einmal auch im österreichischen Lebensmittelhandel einnehmen könnte – geradezu automatisch zu sinkenden Preisen – allerdings nur für Einkäufe /Zukäufe des Monopols selbst.
Und – ich kann es nicht oft genug betonen – gehört die Lebensmittelproduktion und der Lebensmittelhandel zur “kritischen” ( und damit sensiblen) Infrastruktur nicht nur unserer – österreichischen- Gesellschaft. Eine Monopolisierung in diesem Bereich – und sei es (zunächst) vielleicht “nur” im Versandhandel – wäre jedenfalls daher unbedingt zu vermeiden.
Eine vielleicht etwas “abstruse” Idee :
Die österreichische Post kommt derzeit auch überall hin, vielleicht könnte die nicht die Auslieferung von Frischware übernehmen ?
http://www.shoepping.at in dieser Richtung geht es schon bei der Post. Ich denke es geht den Beteiligten darum einen großen Teil der Wertschöpfungskette abtzudecken.
Ich versteh’ nur nicht ganz, warum das so lange dauern muss und warum man so lange zugewartet hat ?
Letztlich besteht die Konkurrenz internationaler Händler schon viel länger und sind diese auch bei uns in Österrteich schon länger am Markt aktiv.
Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien,
denn dort passiert alles fünfzig Jahre später.
Gustav Mahler
(1860 – 1911), österreichischer Dirigent und Komponist
Ist das wirklich so schlecht ?
Und Österreich besteht ja nicht nur aus Wien – offensichtlich genügt es nicht, Hochhäuser zu bauen, um “innovativ” zu sein. Damit scheinen die Chancen wieder gewahrt zu sein, dass gute Ideen vielleicht auch aus den Bundesländern bzw. “vom Land” kommen könnten.