Seit Elon Musk Twitter übernommen hat, hat eine Diaspora eingesetzt. Viele Menschen suchen ein neues digitales Zuhause und haben sich einen neuen Account im Fediversum angelegt, zumeist auf einer Mastodon-Instanz (Infos dazu hier). Im Folgenden möchte ich kurz erklären, was da passiert, und ein paar Tipps geben, um sich im Fediversum zurecht zu finden.

Vorne weg: die Digital Society möchte seit jeher für ihre Mitglieder und überhaupt für alle an der Digitalen Transformation Interessierte eine sichere Anlaufstelle im Digitalen Universum sein. Daher haben wir schon vor Weihnachten probeweise selbst eine Mastodon-Instanz aufgesetzt, diese nunmehr auf die neueste Version 4 upgegradet und alle Kinderkrankheiten soweit durchgestanden dass wir die Instanz nunmehr zum allgemeinen Gebrauch freigeben. Zu erreichen ist die Instanz unter https://digisociety.social. Hier können alle Interessierte einen Mastodon-Account registrieren. Dazu muss man die Server-Regeln akzeptieren, sich einen Benutzernamen ausdenken, die E-Mail-Adresse angeben und – um Spambots ein wenig auszubremsen – die simple Frage beantworten, warum man beitreten will. Nach Freischaltung ist man dann unter @benutzername@digisociety.social im Fediversum erreichbar. Ich selbst bin unter @RolandGiersig@digisociety.social zu finden. 

Ein Mastodon, auf dessen Stoßzähnen ein blauer Vogel sitzt

Keine Angst vor Experimenten. Das Fediversum erlaubt es, mit seinem Account auf eine andere Instanz umzuziehen und auf der alten Instanz einen Nachsendeauftrag zu hinterlassen. Dadurch können die Follower einem auch auf einem neuen Account folgen.

 Ein paar Grundlagen zum Fediversum und zu Mastodon und seine Beziehung zum blauen Zwitschervogel habe ich in einem Podcast aus der sehr empfehlenswerten Reihe Ars Boni von Professor Nikolaus Forgó erklärt. Weitere Details werde ich in späteren Beiträgen behandeln. Hier für den Anfang den wohl wichtigen Unterschied zu Twitter (und anderen Social Media):

Es gibt keinen Allmächtigen Algorithmus.

Auf Twitter und den meisten anderen Social-Media-Plattformen bestimmt maßgeblich ein (geheimer) von den Eigentümern festgelegter Algorithmus, welche Postings den einzelnen Benutzenden wann und wie angezeigt werden und – fast noch wichtiger – welche nicht. Mittlerweile weiß man, wie wichtig dieser Punkt für den Erfolg und vor allem für das Nutzungsgefühl und Verhalten der Nutzenden eines (a)Sozialen Mediums ist.

Auf den Instanzen im Fediversum ist das anders. Hier sieht man die Postings nach einem strikten, einfachen Regelwerk in chronologischer Reihenfolge. Kein Algorithmus versucht die eigenen Vorlieben zu erfassen und uns Postings vorzusetzen, die wir gerne sehen (oder von denen sich die Plattform eine Maximierung ihrer Gewinne verspricht). Accounts mit vielen Folgenden werden nicht automatisch überproportional vorgereiht. Das hat Vorteile und Nachteile.

Vorteil: das Fediversum hat viel mehr menschliche Gleichheit. Die sprichwörtliche Followerpower leitet sich viel mehr auf persönlicher Größe ab /wie immer man diese definieren will) und wird noch künstlich hochgepusht.

Nachteil: es ist viel mehr Handarbeit gefordert, man muss sich im Fediversum interessante Quellen aktiv suchen und organisieren.

Das klingt zunächst abschreckend, ist aber nicht wirklich ein Hinderungsgrund. Alles was man braucht ist ein wenig Geduld und Wissen, wie’s funktioniert.

Hashtags. Im Fediversum braucht es viel mehr Hashtags. Während der Algorithmus versucht, den thematischen Inhalt eines Postings selbst herauszufinden, sind im Fediversum alle Postenden selbst dafür verantwortlich, den Inhalt ihres Tröts (so heißen Tweets auf Mastodon) thematisch zu charakterisieren und in einem passenden Hashtag zusammenzufassen. Denn dann können Andere diesen Hashtags folgen wie man normalerweise einzelnen Accounts folgt.

Welche anderen Methoden gibt es zur thematischen Filtrierung? Man kann Accounts in Gruppen zusammen fassen, wie es auch schon bei Twitter geht. und man kann in der erweiterten Spaltenansicht in einer Spalte nach Accounts und Hashtags gemeinsam filtern und sich so eine eigene Timeline zu einem bestimmten Thema zusammenstellen. Auf Details werde ich in einem zukünftigen Artikel eingehen.

Ja, es ist nicht so bequem wie in anderen (a)sozialen Medien. Dafür ist man nicht das Produkt, das verkauft wird. Denn: das Fediversum ist (fast ganz) werbefrei.

 

Auf ins Fediversum

Auch im Fediversum ist Learning by Doing gefragt. Einfach mal anmelden und schauen, was es gibt und wie es funktioniert.