{"id":27375,"date":"2021-02-12T16:41:11","date_gmt":"2021-02-12T15:41:11","guid":{"rendered":"https:\/\/digisociety.ngo\/?p=27375"},"modified":"2021-08-09T14:32:54","modified_gmt":"2021-08-09T12:32:54","slug":"mut-bei-veraenderung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/digisociety.ngo\/2021\/02\/12\/mut-bei-veraenderung\/","title":{"rendered":"Mut bei Ver\u00e4nderung"},"content":{"rendered":"
F\u00fcr ein echtes Ver\u00e4nderungsvorhaben braucht man Mut als ManagerIn, richtig viel Mut. Das war fr\u00fcher einfacher. In der Vergangenheit wurde Organisationen haupts\u00e4chlich optimiert.<\/p>\n
Damit ist gemeint, dass bestehende, funktionale Prozessmuster schneller, schm\u00e4ler, wirksamer gemacht wurden. Vorhandene Prozessmuster blieben dabei im Prinzip gleich. Effektivit\u00e4t und mehr noch Effizienz waren die Mantras der letzten Jahrzehnte. Das ist auch in Ordnung so, das funktionierte offensichtlich.<\/p>\n
Das unternehmerische Risiko beim Optimieren ist gering, baut man doch auf Funktionierendem auf. Wenn es mal etwas \u00fcberspannt wurde, musste man die Schrauben nur wieder ein bisschen lockern und das Optimum war eingestellt.<\/p>\n
In vielen Bereichen unseres Lebens geht dieses Optimieren, das \u201cMehr-vom Gleichen-nur-besser\u201d nun zu Ende. Das merkt man zum Beispiel an der inflation\u00e4ren Verwendung des Wortes \u2018Disruption\u2019. Bei einem Ver\u00e4nderungsvorhaben, das den Namen auch verdient, werden bestehende Muster (Gesch\u00e4ftsmodelle, Prozesse, M\u00e4rkte, Produkte,\u2026) radikal verworfen und v\u00f6llig neu entwickelt. Disruption, da ist das Risiko ungleich h\u00f6her, weil neue Wege beschritten werden wollen, die es noch nicht gibt.<\/p>\n
Niemand kann mit Gewissheit sagen, ob das Neue besser oder wenigstens \u00fcberhaupt funktionieren wird. VertreterInnen des Managements versuchen nat\u00fcrlich jederzeit in alle Richtungen Sicherheit zu suggerieren. Tatsache ist aber: es wird neu sein. Ob oder wie gut das wirklich werden wird, kann zu Beginn des Startschusses niemand garantieren.<\/p>\n
Das ist schwer zu ertragen. Dazu braucht man neben vielen anderen Kompetenzen auch Mut und echten, unersch\u00fctterlichen Unternehmergeist.<\/p>\n
Entscheidungstr\u00e4gerInnen m\u00fcssen es aushalten, die Organisation in eine Musterver\u00e4nderung zu schicken und damit in Kauf zu nehmen, dass die Organisation w\u00e4hrend des Umbaus tempor\u00e4r nicht ganz so leistungsf\u00e4hig ist.<\/p>\n
Warum setzen ManagerInnen sich selbst und ihre Belegschaft diesem Risiko und den oft beachtlichen Anstrengungen aus? Ziel ist immer, dass nach dem Umbau die Organisation besser ist, als vorher. Was auch immer \u2018besser\u2019 im konkreten Fall hei\u00dfen mag. Gewissheit gibt es aber nicht, das nennt man unternehmerisches Risiko.<\/p>\n
So m\u00fcssen Menschen Risiken eingehen und Entscheidungen treffen, deren Ausgang sie nicht kennen. Diese Unsicherheit haben wir als relativ erfolgsverw\u00f6hnte \u2018everything goes\u2019-Gesellschaft der letzten 70 Jahre kaum kennen und aushalten gelernt.<\/p>\n
Der heroische, unfehlbar scheinende Old-Style-Managementtypus auf der Kommandobr\u00fccke l\u00e4uft Gefahr, die Unsicherheit zu verdr\u00e4ngen. Sp\u00e4testens hier beginnt der wissenschaftlich gut erforschte Realit\u00e4tsverlust im Top-Management. Die Spitze der Eisberges solcher Geschichten liest man dann in den der Zeitungen.<\/p>\n
Dem kann ganz leicht abgeholfen werden, in dem es zu einem st\u00e4ndigen und niederschwelligen Austausch \u00fcber Hierarchiestufen und Organisationsgrenzen hinweg kommt, der beidseitig, angstfrei und ehrlich ist. Wenn die Generation-Y-PraktikantIn dem situierten Vorstand gefahrlos ihre Sicht mitteilen kann und damit auch ernst genommen wird, ist viel gewonnen.<\/p>\n
Damit das gelingen kann, braucht es moderne, reflektierte, kritikf\u00e4hige, teamorientierte, narzisstisch wenig gekr\u00e4nkte F\u00fchrungspers\u00f6nlichkeiten.<\/p>\n
Dieser New-Style Managementtypus hat wesentliche bessere Chancen, eine disruptive Ver\u00e4nderung nicht nur am Papier, sondern in der organisationalen Wirklichkeit um zu setzen.<\/p>\n
Meine Prognose f\u00fcr Old-Style-Managertypen: ganz aussterben werden sie nicht. Sie werden in der einen oder anderen Nische niederkomplexe und wenig dynamische Gesch\u00e4ftsfelder weiterhin erfolgreich managen. In einer dynamische, komplexen Welt allerdings werden sie keine nennenswerte Wirkung entfalten k\u00f6nnen.<\/p>\n
Unsere kommende DigiCircle<\/a><\/em><\/strong> Veranstaltung im M\u00e4rz f\u00fcr die Unternehmensf\u00fchrung besch\u00e4ftigt sich mit diesem Thema:<\/p>\n