{"id":21204,"date":"2019-03-23T13:17:35","date_gmt":"2019-03-23T12:17:35","guid":{"rendered":"https:\/\/press.ccc.at\/dsnew\/?p=21204"},"modified":"2021-08-10T08:11:39","modified_gmt":"2021-08-10T06:11:39","slug":"wir-gehen-heute-demonstrieren-fuer-kuenstler-und-journalisten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/digisociety.ngo\/2019\/03\/23\/wir-gehen-heute-demonstrieren-fuer-kuenstler-und-journalisten\/","title":{"rendered":"Wir gehen heute demonstrieren – F\u00fcr K\u00fcnstler und Journalisten!"},"content":{"rendered":"
\"\"

Team Medien<\/p><\/div>\n

Kommende Woche wird im Europaparlament \u00fcber das neue EU Urheberrecht abgestimmt. Das neue Urheberrecht ist notwendig um es an die aktuelle Zeit anzupassen. Das ist unumstritten. Auch unumstritten ist, dass K\u00fcnstler und andere Werkschaffende eine faire Entlohnung f\u00fcr ihre Arbeit bekommen m\u00fcssen.<\/strong><\/p>\n

Wir brauchen ein neues Urheberrecht, aber das was hier geplant ist, schadet der Gesellschaft und nutzt weder K\u00fcnstlern, noch Journalisten.<\/span><\/strong><\/p>\n

Upload Filter<\/h2>\n

Einer der gro\u00dfen Aufh\u00e4nger f\u00fcr die Thematik der Uploadfilter ist, dass man erreichen m\u00f6chte, dass vor allem YouTube m\u00f6glichst viel Geld an die Verwertungsgesellschaften abf\u00fchren muss, f\u00fcr die “Ausstrahlung” von urheberrechtlich gesch\u00fctztem auf YouTube hinauf geladenem Material. Dieses Problem soll der Artikel 13 l\u00f6sen. Man verpflichtet “content sharing plattformen” technische Ma\u00dfnahmen zu ergreifen, um illegal upgeloadete Inhalte zu erkennen und deren Upload zu verhindern. Wenn eine derartige Plattform keine Filter implementiert, dann wird sie f\u00fcr Sch\u00e4den durch derartige uploads haftbar.<\/p>\n

Die Digital Society wendet sich nicht gegen das grunds\u00e4tzliche Prozedere, dass die Urheber dar\u00fcber verf\u00fcgen k\u00f6nnen m\u00fcssen, wer ihre Werke in welcher Form nutzt. Wir wenden uns auch nicht dagegen, sondern glauben, dass es hier noch deutlich mehr Anstrengungen ben\u00f6tigt, dass mehr des verdienten Geldes bei denjenigen ankommt, die diese Inhalte auch produzieren.<\/p>\n

Wir sind uns aber sicher, dass Upload Filter der schlechteste aller m\u00f6glichen Wege ist, diese Ziele zu erreichen. Die Problematik ist, dass diejenigen die man damit Treffen m\u00f6chte davon profitieren: die gro\u00dfen Sharing-Plattformen wie YouTube (Google) und Facebook. Sie sind die Einzigen, die schon derzeit derartige Filter einsetzen – und diese Technologie<\/a> auch bereits entwickelt haben. Andere Plattformen m\u00fcssten solche Filter entweder selbst entwickeln (es laufen daf\u00fcr Kosten in Millionenh\u00f6he an) – oder zukaufen. Wenn also Uploadfilter per Gesetz verordnet w\u00fcrden, w\u00fcrden andere Plattformen Filtertechnologie von Google in gro\u00dfem Stile zukaufen<\/p>\n

Uns bereitet ein zentraler Filteranbieter grunds\u00e4tzlich sorgen. Wenn z.B. Google einer der wenigen Anbieter einer derartigen Technologie<\/a> ist, k\u00f6nnte Google mit der Filterung von Inhalten zum einen selbst Politik betreiben und bestimmen, was auf Plattformen (alle nicht nur ihre) upgeloadet werden darf und kann. Zum anderen k\u00f6nnte auf den Betreiber einer derartigen Plattform auch Begehrlichkeiten entstehen, auch andere Inhalte zu filtern. Beispielsweise wurde bereits diskutiert solche Filter auch f\u00fcr terroristische Inhalte zu nutzen. Wenn wir das weiterdenken, w\u00e4re es nat\u00fcrlich auch ein leichtes solche Filter zu nutzen um (politisch) unliebsame Inhalte aus dem Netz grunds\u00e4tzlich fernzuhalten.<\/p>\n

Wir sind daher sicher, dass bessere M\u00f6glichkeiten gefunden werden k\u00f6nnen und m\u00fcssen, um die aktuellen Herausforderungen zu l\u00f6sen.<\/p>\n

Leistungsschutzrecht<\/h2>\n

Wir haben durch die Digitalisierung<\/a> ein gro\u00dfes Problem mit der Finanzierung von unabh\u00e4ngigem Journalismus bekommen. Die Finanzierung von Journalismus funktionierte fr\u00fcher \u00fcber den Verkauf von Medien (z.B. Zeitungen), \u00fcber den Verkauf von Werbung in den Medien (z.B. gro\u00dfformatige Anzeigen, Kleinanzeigen, etc.) sowie \u00fcber Medienf\u00f6rderung durch den Staat.<\/p>\n

Die digitale Transformation<\/a> hat dazu gef\u00fchrt, dass den Medien die Einnahmequellen abhandengekommen sind. Viel journalistischer Inhalt ist mittlerweile online kostenlos verf\u00fcgbar (fr\u00fcher hat man f\u00fcr eine Zeitung bezahlt, heute wird sie im Web gratis gelesen). Hier haben die Medien verabs\u00e4umt ein vern\u00fcnftiges Gesch\u00e4ftsmodell zu entwickeln und man hat versucht diese gratis Inhalte \u00fcber online (Bannerwerbung) auf den Webseiten zu finanzieren.<\/p>\n

Im Bereich der Werbung – wurden auch Werbeetats von Werbenden immer st\u00e4rker von Print auf Online verschoben. Werbende k\u00f6nnen \u00fcber Onlinewerbung viel zielgenauer ihre Zielgruppe erreichen. Daher ist ein gro\u00dfer Anteil der Werbeausgaben von den Zeitungen Richtung Onlineanbieter (Facebook, Google) gewandert. Auch hier haben die Medien einen gro\u00dfen Teil der Einnahmen verloren.<\/p>\n

Aber auch im Bereich der Kleinanzeigen haben die Medien im Grunde fast den gesamten Markt verloren. Kontaktanzeigen werden von Tinder erledigt, Kleinanzeigen in Willhaben oder Ebay, Immobilienportale f\u00fcr den Verkauf von Immobilien. Derartige Einnahmen sind daher fast vollst\u00e4ndig weggefallen.<\/p>\n

Im Gleichen Zeitraum hat nun auch der \u00f6sterreichische Staat die Medienf\u00f6rderung halbiert. Also auch diese S\u00e4ule ist im Grunde genommen weggebrochen.<\/p>\n

Die Medien k\u00e4mpfen nun darum die Menschen bezahlen zu k\u00f6nnen, die journalistische Arbeit leisten. Kritischer unabh\u00e4ngiger Qualit\u00e4tsjournalismus ist ein Eckpfeiler der Demokratie, denn nur wenn Menschen unabh\u00e4ngig und kritische Berichterstattung bekommen, k\u00f6nnen sie sich ein Bild \u00fcber die Entwicklung unseres Staates machen. Eine zu l\u00f6sende Aufgabe f\u00fcr uns alle lautet daher, wie wir es schaffen, dass dieser Journalismus wieder das Geld bekommt, um seine Arbeit verrichten zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Der L\u00f6sungsansatz im neue Urheberrecht lautet: wir erlauben es nicht mehr Zitate von journalistischen Inhalten zu verwenden und auf deren Inhalte zu verlinken, ohne\u00a0 dass das Medium f\u00fcr diese Verlinkung entlohnt wird. (Artikel 11).<\/p>\n

Wir wissen bereits aus zwei L\u00e4ndern, dass dieses Modell so nicht funktioniert. Deutschland hat ein gleichlautendes Gesetz bereits implementiert und auch in Spanien wurde es versucht. Das Problem dabei ist, dass die Medien Suchanbieter (auf diese zielt das Gesetz eigentlich ab) dazu zwingen will, Geld an die Medien abzuliefern. Die Medien brauchen aber die Suchanbieter, damit ihr Inhalt gefunden wird. Die Suchanbieter sind nicht von den Medien abh\u00e4ngig. Was daher passiert, ist, dass die Suchanbieter (eigentlich geht es hier fast nur um Google) dann die Inhalte einfach nicht mehr verlinken, und das Medium dann nicht mehr gefunden wird. Das ist f\u00fcr das Medium untragbar, also verzichtet es freiwillig auf die Bezahlung der “Verlinkungssteuer”.<\/p>\n

Es muss hier ein anderer Weg gefunden werden wie Journalismus finanziert wird. Artikel 11 funktioniert nicht.<\/p>\n

Wir unterst\u00fctzen daher die heute stattfindende Demo als Mitorganisator. Nicht weil wir gegen K\u00fcnstler oder Journalisten sind, sondern weil wir uns daf\u00fcr einsetzen das Problem so zu l\u00f6sen, dass es uns als Gesellschaft nutzt und nicht schadet, nach unserer Vision: “eine freie digitale Welt, von der alle Mitglieder unserer Gesellschaft profitieren.”<\/strong><\/em><\/p>\n

Digital Society \u2013 eine gro\u00dfe Bitte!<\/h2>\n

Die Digital Society setzt sich \u2013 mit dem Fokus \u201edigitale Transformation<\/a>\u201c \u2013 f\u00fcr B\u00fcrger_innen und Unternehmen ein. Wir diskutieren mit engagierten Menschen innerhalb und au\u00dferhalb des Vereins wo die digitale Welt hingehen soll und wie wir sie gestalten wollen. Unser \u201eTeam Arbeit\u201d bringt die besten K\u00f6pfe zusammen, identifiziert Herausforderungen, erarbeitet L\u00f6sungsm\u00f6glichkeiten und sammelt \u201eBest Practices\u201d. Gemeinsam wollen wir nach unserem Motto \u201c\u2026 changing the digital world together!\u201d nichts weniger, als die Welt zu einem besseren Platz zu machen.<\/p>\n

Unterst\u00fctzen auch Sie uns dazu mit einer Mitgliedschaft, ihrer Mitarbeit, oder einer Spende:
\n
https:\/\/digisociety.ngo\/Mitmachen<\/strong><\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Kommende Woche wird im Europaparlament \u00fcber das neue EU Urheberrecht abgestimmt. Das neue Urheberrecht ist notwendig um es an die aktuelle Zeit anzupassen. Das ist unumstritten. Auch unumstritten ist, dass K\u00fcnstler und andere Werkschaffende eine faire Entlohnung f\u00fcr ihre Arbeit bekommen m\u00fcssen. Wir brauchen ein neues Urheberrecht, aber das was hier geplant ist, schadet der […]<\/p>\n","protected":false},"author":1128,"featured_media":21205,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_bbp_topic_count":0,"_bbp_reply_count":0,"_bbp_total_topic_count":0,"_bbp_total_reply_count":0,"_bbp_voice_count":0,"_bbp_anonymous_reply_count":0,"_bbp_topic_count_hidden":0,"_bbp_reply_count_hidden":0,"_bbp_forum_subforum_count":0,"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":"","_wpscp_schedule_draft_date":"","_wpscp_schedule_republish_date":"","_wpscppro_advance_schedule":false,"_wpscppro_advance_schedule_date":"","_wpscppro_custom_social_share_image":0,"_facebook_share_type":"","_twitter_share_type":"","_linkedin_share_type":"","_pinterest_share_type":"","_linkedin_share_type_page":"","_instagram_share_type":"","_medium_share_type":"","_threads_share_type":"","_selected_social_profile":[]},"categories":[42,633,5731,157],"tags":[636,127,613,104,108],"class_list":["post-21204","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-urheberrecht","category-leistungsschutzrecht","category-medienkonsum","category-pressefreiheit","tag-copyright","tag-eu","tag-medien","tag-urheberrecht","tag-zeitungen"],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-content\/uploads\/sites\/23\/2019\/03\/20190321_130511.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/21204","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1128"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=21204"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/21204\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/media\/21205"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=21204"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=21204"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/digisociety.ngo\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=21204"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}