Waren Sie schon mal in Disneyland? Dort zahlt man für den Eintritt ins Disneyland eine menge Geld. Damit kann man aber Disneyland noch nicht richtig geniessen. Es gibt lange Schlangen und man wartet oft mehrere Stunden, damit man drankommt bei einer der Hauptattraktionen. Dann gibt es noch den Superpass. Damit macht Disneyland viel Spaß –  denn man braucht sich nicht anstellen und wird bei jeder Attraktion vorgenommen. Genau so wird das Internet ab 2017 funktionieren.

Das EU Parlament hat (wie in den Nachrichten berichtet) die Abschaffung des Mobilfunkroamings in Schritten beschlossen.

Alle Konsumenten freuen sich … aber Hand aufs Herz – wie oft und wie viel telefoniert Ihr wirklich im Ausland privat mit dem Handy? Also die großen Einsparungen die das private Budget retten werden davon nicht zu erhoffen sein – und die zwei Telefongespräche nach Hause um der Mama zu sagen, dass man gut angekommen ist, kann man zur Not auch gratis über Skype vom Hoteleigenen WLAN führen. Wer sich hier aber gutes Geld ersparen wird, sind Firmen, deren Mitarbeiter oft im Ausland unterwegs sind, und die sich auch nicht viel überlegen können ob sie im Ausland telefonieren. Diese Firmen werden für ihre Mitarbeiter sich durchaus erkleckliche Summen ersparen.

Die Mobilfunker sind über die Abschaffung der Roaming Gebühren überhaupt nicht glücklich. Die Staaten haben astronomische Summen für die Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen verlangt – die wieder verdient werden müssen. Der lokale Mobilfunkmarkt ist in den meisten Ländern hart zwischen mehreren Anbietern umkämpft. Aus diesem Grund waren die Roaminggebühren bisher ein Punkt wo man abkassieren konnte. Kaum jemand hat einen Überblick wieviel man in welchem ausländischen Netz bezahlt – und die Firmenkunden konnten hier auch nicht überlegen ob sie das Telefon verwenden, denn die Mitarbeiter brauchen es einfach. Damit konnte man über die Roaminggebühren die sinkenden Profite im lokalen Markt gut kompensieren.

Da die Mobilfunker sich also gegen die Abschaffung der Roaminggebühren quergelegt haben, musste man ihnen etwas anbieten – wo sie alternativ fest zulangen können. Also hat man ihnen erlaubt im Gegenzug zur Abschaffung der Roaminggebühren den Superpass für’s Interent einzuführen. Wenn man die Überholspur im Internet benutzen will, dann reicht nicht der “normale” Internet Zugang, man muss den Superpass nehmen. So kann es z.B. sein, dass wenn man in Zukunft Netflix oder Soundcloud verwenden möchte, dass der Provider extra dafür verlangt – und dass der Dienst aufgrund verstopfter Leitungen sonst gar nicht funktioniert.

Die Provider werden argumentieren, dass das “normale” Internet halt überlastet ist. Und dass der Ausbau so viel Geld kostet – und daher für “Spezialdienste” etwas kassiert werden muss. Dabei kann natürlich diese “Verstopfung” durchaus auch herbeigeführt werden. Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber nehmen wir an – die A1 möchte ihr A1 TV verkaufen. Ich als Kunde habe aber kein Interesse daran, weil ich meine Serien lieber über Amazon sehe. Die A1 kann nun hergehen und den Traffic von Amazon herunterdrosseln, soweit dass er nicht mehr funktioniert – und für die Priorisierung der Nutzung von Amazon so viel Geld verlangen, dass sich das nicht mehr auszahlt. Damit fördert A1 dann den Absatz von A1 TV.

Damit hat die EU das Ende des Internets so wie wir es kennen besiegelt. Das Internet ist im Besitz der Provider – und diese Bestimmen in Zukunft wer den Datenhighway benutzen darf – und wer nicht.

 

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Werner Illsinger

Präsident bei Digital Society
Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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